Vom positiven Image einer Allee Reviewed by Dieter Brand on .   Von Peter Wittkampf Die Fürstenallee in Schlangen, um 1720 angelegt, verliert ihre alten Bäume und erhält neue, sie wird verjüngt. Nicht ganz. Rund 50 Ba sfsdfsdfsdf   Von Peter Wittkampf Die Fürstenallee in Schlangen, um 1720 angelegt, verliert ihre alten Bäume und erhält neue, sie wird verjüngt. Nicht ganz. Rund 50 Ba Rating: 0

Vom positiven Image einer Allee

 

Von Peter Wittkampf

Die Fürstenallee in Schlangen, um 1720 angelegt, verliert ihre alten Bäume und erhält neue, sie wird verjüngt. Nicht ganz. Rund 50 Baumriesen sollen zur Dokumentation stehen bleiben.
Die Reihen der jungen Eichen werden durch diese Zeitzeugen unterbrochen. Der Mangel an Homogenität kann befremdlich auf uns wirken.  Peter Wittkampf, Mitglied der Fachstelle Geographische Landeskunde des Westfälischen Heimatbundes, hat einen lesenswerten Aufsatz zur „Faszination von Alleen aus psychologischer Sicht“ geschrieben. Er ist in der Ausgabe 2/2015 der Zeitschrift „Heimatpflege in Westfalen“ erschienen. Mit freundlicher Genehmigung übernehmen wir den ersten Abschnitt der Arbeit.

„Rücke vor bis zur Schlossallee!“ Wer kennt sie nicht, diese wohl bedeutungsvollste Aufforderung beim Monopoly-Spiel? Die Schlossallee gilt hier als das Non-Plus-Ultra unter den Straßennamen, als teuerste, begehrteste, vornehmste Straße überhaupt.
Vielleicht hat dies nicht nur etwas mit dem ersten Bestandteil des Namens „Schlossallee“ zu tun, sondern auch mit dem Begriff „Allee“. Eine Allee, also eine beidseitig mit Bäumen gleicher Art und möglichst gleichen Alters gesäumte Straße, hat für viele Menschen ein ganz besonders positives Image. Dies hat sowohl historische als auch psychologische Gründe, wobei die beiden Aspekte teilweise miteinander verbunden sind.

Fürstenallee

Die Fürstenallee in Schlangen im Jahr 1970. Foto: H. Wiemann

 

Im Wesentlichen sind es vier Prinzipien, durch die Alleen auf uns Menschen positiv wirken: Symmetrie, Periodizität, Homogenität und Raumillusion.
Vonseiten der Psychologie wurden in den letzten Jahren viele Untersuchungen zu der Frage durchgeführt, was wir als „schön“ empfinden. Wissenschaftler wie Thornbill, Brown, van Dongen, Jacobsen, Höfel und andere kommen dabei übereinstimmend zu dem Schluss, dass die Symmetrie für das Schönheitsempfinden des Menschen eine zentrale Rolle spielt. Die Attraktivitätsforschung bestätigt dies insbesondere auch für unsere Beurteilung menschlicher Gesichter und Körper. Die Achsensymmetrie einer Allee wirkt positiv auf uns, weil wir mit dem Merkmal der Symmetrie automatisch Eigenschaften wie „vital“, „gesund“ und „lebenstüchtig“, aber auch „kultiviert“ und „hoch entwickelt“ assoziieren.
Auch die Periodizität gilt in Psychologie, Biologie und Ästhetik als wichtiger Aspekt. Die regelmäßige Abfolge einer konstanten Grundstruktur wird im menschlichen Unterbewusstsein als positiv wahrgenommen, denn auch unser Herzschlag oder unsere Atmung, also die Zeichen unseres Lebendigseins, bestehen aus wiederkehrenden Elementen. Ähnlich verhält es sich mit der alternierenden Bewegung beider Beine beim Gehen oder dem regelmäßigen Wellenschlag des Meeres.

Dass fehlende oder mangelnde Homogenität befremdlich auf uns wirken kann, und zwar aufgrund psychologischer Voraussetzungen, erleben wir in der Architektur, wenn etwa ein Betonbau als Fremdkörper in eine Reihe von Fachwerkhäusern gesetzt wurde.
Die Raumillusion einer Allee besteht vor allem in ihrer Tunnelwirkung. Das Kronendach der Allee wird als wohltuend empfunden, weil es Schutz, Sicherheit und Geborgenheit suggeriert. Es ist nachgewiesen, dass Alleebäume an Landstraßen sogar das emotionale Wohlbefinden von Autofahrern steigern. Steht man auf der Mittelachse einer Allee, hat dies zwei Effekte: Einerseits wird der Blick durch die Perspektivwirkung auf einen zentralen Punkt gerichtet, andererseits wird das Entfernungsempfinden gesteigert.

(Publiziert am 30. April 2015)

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