Blick in die Kohlstädter Feuerwehr-Geschichte – Vom Leiterschauer zum modernen Feuerwehr-Gerätehaus Reviewed by Klaus-Peter Semler on . Von Heinz Wiemann 1752 - Nach der „Feuer-Ordnung für das platte Land“ werden in den jeweiligen Orten zwei Feuer-Herren eingesetzt. Außerdem soll „in jedem Amt o sfsdfsdfsdf Von Heinz Wiemann 1752 - Nach der „Feuer-Ordnung für das platte Land“ werden in den jeweiligen Orten zwei Feuer-Herren eingesetzt. Außerdem soll „in jedem Amt o Rating: 0

Blick in die Kohlstädter Feuerwehr-Geschichte – Vom Leiterschauer zum modernen Feuerwehr-Gerätehaus

Von Heinz Wiemann

1752 – Nach der „Feuer-Ordnung für das platte Land“ werden in den jeweiligen Orten zwei Feuer-Herren eingesetzt. Außerdem soll „in jedem Amt oder Vogtey, so bald als möglich, eine Schlangen-Sprütze angeschafft werden“. In den übrigen Orten müssen große Feuerleitern, Feuerhaken, hölzerne Handspritzen und Schlaghaken vorhanden sein. Zur Unterbringung der Feuerleitern und Feuerhaken werden sogenannte Leiterschauer gebaut, was auch in Kohlstädt geschehen ist. (Schlangenspritzen sind fahrbare, von den Wehrmännern in Betrieb gehaltene Druckspritzen mit jeweils einem Wasserkasten. Das Wasser wird mit Eimern herangeschafft. Und bei den Leiterschauern handelt es sich um Holzgestelle, die mit einem Dach versehen sind.)
In jedes Haus gehört ein lederner Feuereimer.

1792 – Die lippische Brandkasse übernimmt die Kosten der Anschaffung, Erhaltung und Ausrüstung der Feuerspritzen.

1801 – In ganz Lippe sollen Schlangenspritzen angeschafft und so verteilt werden, dass in einem Bezirk in einer Wegentfernung von 1 1/2 bis höchstens 2 Stunden je eine Spritze steht. Ist die Lieferung einer Schlangenspritze vorgesehen, muss zunächst ein Spritzenhaus gebaut werden.

1828 – Die Dorfschaft Kohlstädt bittet um Bereitstellung einer „Sprütze“. Die in Schlangen stationierte Schlangenspritze könne zwar in maximal einer Stunde zur Stelle sein dennoch erfordere u. a. die Größe des Bezirks mit über 170 „Feuerstätten“ (davon über 70 in Kohlstädt) eine zweite Spritze (Standort: Kohlstädt). Das Gesuch wird abgelehnt. Vorerst seien andere Orte mit Feuerspritzen zu versorgen.

Zimmermeister Nagel baut das erste Spritzenhaus Kohlstädts

Das 1835 erbaute Spritzenhaus in Kohlstädt mit dem 1953 angeschafften Opel-Blitz-Feuerwehrfahrzeug. Foto: H. Wiemann, 1959

Das 1835 erbaute Spritzenhaus in Kohlstädt mit dem 1953 angeschafften Opel-Blitz-Feuerwehrfahrzeug. Foto: H. Wiemann, 1959

1835 – 2. Juni: Schreiben der Hochfürstlichen Regierung an den Baukommissar Overbeck in Lemgo: „Damit im nächsten Herbst die für die Dorfschaft Kohlstädt bestimmte Sprütze daselbst aufgestellt werden kann, so muß auf die Erbauung eines Sprützenhauses daselbst Bedacht genommen werden …“

15. Juli: In der in Kohlstädt anberaumten Verdingung des Spritzenhausbaues (nach dem Plan des Spritzenhauses in Wendlinghausen) erhält Bauerrichter Wulke den Zuschlag „unter Vorbehalt der Genehmigung Hochfürstlicher Regierung“. Wulke will das Fachwerk-Spritzenhaus für 200 Reichstaler bauen. Maurer Wilhelm Bödeker hat 202 Reichstaler, und Zimmermann Nagel Nr. 53 hat 201 Reichstaler gefordert.
17. Juli: Die Ausschreibungsbedingungen haben sich geändert. In dem erneuten Verdingungsverfahren an Ort und Stelle ist Zimmermann Nagel Nr. 53 mit 168 Reichstalern der Mindestfordernde. Er bekommt den Auftrag. Das vorhandene, der Dorfschaft Kohlstädt gehörende Leiterschauer wird ihm auf Abbruch unentgeltlich überlassen.
4. November: Mitteilung an die Regierung: Das Kohlstädter Spritzenhaus ist im Großen und Ganzen fertiggestellt.
15. Dezember: Baukommissar Overbeck revidiert den Bau des Kohlstädter Spritzenhauses. Es finden sich keine „Erinnerungen von Erheblichkeit“. „Das Gebäude hat die vorgeschriebene Länge, Tiefe und Höhe, und sind auch die Zimmerhölzer nicht nur gut untereinander verbunden, sondern auch von anschlagsmäßiger Stärke.“ (Grundfläche: Rund 35 Quadratmeter.)

1836 – 14. Juni: Die Druckspritze wird von Mechanikus Ludwig Striekling aus Blomberg geliefert und in einer Probe vorgeführt. Der Wasserstrahl erreicht eine Höhe von 19 Metern. Zur Spritzenmannschaft gehören 16 Spritzenmänner, ein Rohrführer und ein Spritzenmeister.

1837 – Zur Löschwasserversorgung der Spritze fertigt Schuhmacher Wulfkuhle 12 Ledereimer zum Preis von einem Taler und 14 Groschen pro Eimer. Sie haben ebenfalls ihren Platz im neuen Spritzenhaus.

1854 – Das an der rechten Seite des Spritzenhauses angebrachte Leiterschauer wird um zwei Dachpfannenreihen vergrößert, damit die Leitern nicht vom Regen feucht werden.

1861 – Die Strohdocken (Dichtungsmaterial des Daches) müssen erneuert werden. Sie sind gefault, weil Äste von Apfelbäumen das Spritzenhaus zu sehr überschatten.

1878 – Die Klappe an der Giebelwand wird erneuert und das gesamte Haus gereinigt und geweißt.

1879 – Die Strohdocken werden entfernt und die Dachpfannen in Kalk verlegt.

1924 – Die Landesbrandkasse tritt das Spritzenhaus an das Amt Horn ab.

Vor 90 Jahren: Gründung der Freiwilligen Feuerwehr in Kohlstädt

1925 – In Schlangen hat eine Freiwillige Feuerwehr bereits 1895 die Pflichtfeuerwehr abgelöst, Oesterholz verfügt seit 1923 über eine Freiwillige Feuerwehr. Nun soll auch in Kohlstädt eine Freiwillige Feuerwehr an die Stelle der Pflichtfeuerwehr treten.
Nach einem Bericht der Lippischen Landes-Zeitung vom 8. September 1925 hat der Gemeindevorsteher zu einer Sitzung „am letzten Sonntag nachmittags“ in den Gasthof Schiffmann eingeladen: „Herr Gemeindevorsteher Tornede eröffnete die Sitzung und gab bekannt, daß man sich damit befasse, in unserem Orte eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. Diese Mitteilung fand freudigen Widerhall, und so erklärten sich alle Anwesenden mit der Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr einverstanden … Zwecks Einteilung der Feuerwehrmannschaften und Wahl des Vorstandes soll demnächst eine weitere Versammlung einberufen werden …“

1926 – In der Lippischen Landes-Zeitung vom 11. Februar ist zu lesen: „Am letzten Sonntag hatte man sich in der Schiffmannschen Gastwirtschaft eingefunden, um die schon im Herbst vorigen Jahres provisorisch vorgenommene Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr nunmehr endgültig zu bestätigen. Man befasste sich hauptsächlich mit der Wahl des Vorstandes, in den folgende Personen gewählt wurden: 1. zum Wehrführer (Brandmeister) Bauunternehmer Wilhelm Wulfkuhle, 2. zu dessen Stellvertreter und zugleich Schriftführer Landwirt Heinrich Nagelschneider, 3. zum Zeugmeister Schneider Paul Bödeker, 4. zum Kassierer und Rechnungsführer Tischlermeister Wilhelm Ruth … Als Gründungstag wurde der 6. Februar festgelegt. Es schien allgemeines Interesse für die Freiwillige Feuerwehr vorhanden zu sein, da sich schon eine stattliche Anzahl hiesiger Bürger in dieselbe hatte aufnehmen lassen …“
1. September: Der Feuerlöschdienst für den Spritzbezirk Kohlstädt wird der Freiwilligen Feuerwehr offiziell übertragen. Die bisherige Pflichtfeuerwehr ist mit dem 1. September als aufgelöst zu betrachten.

1940 – Im Spritzenhaus stehen zwei Handdruckspritzen (eine alte und ein Gerät neueren Datums) zur Brandbekämpfung bereit. Es wird zusätzlich eine Rosenbauer-Tragkraftspritze angeschafft.

Das erste Kohlstädter Feuerwehr-Fahrzeug, ein 1,5-t-Opel-Blitz, traf 1953 im Strothetal ein. Foto: W. Benkelberg, 1953

Das erste Kohlstädter Feuerwehr-Fahrzeug, ein 1,5-t-Opel-Blitz, traf 1953 im Strothetal ein. Foto: W. Benkelberg, 1953

1953 – Bürgermeister Grote übergibt der Feuerwehr am 14. März ein neues Löschfahrzeug, einen von Kohlstädter Handwerkern umgebauten Opel-Blitz. Das Fahrzeug mitsamt dem Anhänger für die Tragkraftspritze findet in dem Fachwerk-Gerätehaus Platz. Die beiden Handdruckspritzen werden zerlegt. Was als nicht brauchbar erscheint, wird einem Altwarenhändler verkauft.

1959 – Pfingsten: Nachdem der Brand des Hauses Geise gelöscht worden ist, gibt die Rosenbauer-Tragkraftspritze ihren Geist auf. Eine neue Motorspritze wird bestellt und geliefert. In der Scheune des ehemalige Kuhlhofes wird ein neuer Feuerwehr-Geräteraum geschaffen. Das Fachwerk-Spritzenhaus aus dem Jahre 1835 hat als Feuerwehr-Gerätehaus ausgedient. Hier werden jetzt Gerätschaften des Bauhofes untergestellt.

1962 – Am 11. Dezember erfolgt die Übergabe eines Löschgruppenfahrzeugs LF 8 (Mercedes-Benz) von der Firma Bachert.

1970 – Die Freiwilligen Feuerwehren Schlangen, Kohlstädt und Oesterholz-Haustenbeck werden zur Freiwilligen Feuerwehr Schlangen zusammengeschlossen. Sie gliedert sich in den Löschzug Schlangen und in die Löschgruppe Kohlstädt sowie Oesterholz-Haustenbeck.

Das alte Spritzenhaus wird versetzt

1977 – Pressemeldung: Das ehemalige Spritzenhaus unmittelbar neben der Bundesstraße 1 ist unansehnlich geworden und beeinträchtigt das Ortsbild. Es soll abgebrochen und als Schutzhütte im nahen Welandsborn wieder aufgebaut werden. Im Gespräch war bereits ein Ortswechsel nach Oesterholz-Haustenbeck (Nutzung durch die Plaggenwölfe).

1978 – Im Juni wird das Fachwerk-Spritzenhaus fachgerecht in seine Einzelteile zerlegt und zum Freilichtmuseum nach Detmold transportiert. Es soll im Paderborner Dorf wieder aufgebaut werden und die aus konservatorischen Gründen notwendigen heiztechnischen Anlagen für den Schönhof aufnehmen.

 

Das Kohlstädter Spritzenhaus aus dem Jahr 1835 ist 1979 im Freilichtmuseum in Detmold wieder aufgebaut worden - neben dem Schönhof-Gebäude. Foto: H. Wiemann, 1980

Das Kohlstädter Spritzenhaus aus dem Jahr 1835 ist 1979 im Freilichtmuseum in Detmold wieder aufgebaut worden – neben dem Schönhof-Gebäude. Foto: H. Wiemann, 1980

1979 – Das ehemalige Kohlstädter Spritzenhaus steht im April als Rohbau neben dem Schönhofgebäude. Schadhafte Teile sind durch neue ersetzt worden. Das Leiterschauer wurde aus topographischen Gründen von der rechten auf die linke Seite verlegt. Der Wiederaufbau im Museum geht zügig der Vollendung entgegen. Im Frühjahr wird durch rund 30 freiwillige Helfer das in Kohlstädt für den Bau einer Mehrzweckhalle mit Feuerwehr-Anbau vorgesehene Gelände vorbereitet. Löschfahrzeug und Gerätschaften werden für mehrere Monate in Räumlichkeiten der ehemaligen Arminius-Brauerei untergebracht.

1980 – Im November findet die Einweihung der Mehrzweckhalle statt.

Der Strothetalhallen-Anbau hat nach über 17 Jahren als Feuerwehr-Geräteraum ausgedient. Foto: H. Wiemann, 1998

Der Strothetalhallen-Anbau hat nach über 17 Jahren als Feuerwehr-Geräteraum ausgedient. Foto: H. Wiemann, 1998

1981 – Am 7. Februar wird der für die Feuerwehrgeräte errichtete Anbau durch Gemeindedirektor Schnittger seiner Bestimmung übergeben.

1987 – Dem Mercedes-Benz-Löschgruppenfahrzeug folgt ein Unimog (LF 8). Am Gerätehaus neben der Mehrzweckhalle sind bauliche Veränderungen vorgenommen worden, damit der verhältnismäßig hohe Unimog hineinpasst.

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Bau eines neuen Feuerwehr-Gerätehauses – Einsparungen durch Eigenleistungen

1996 – Mit dem Bau des vierten Feuerwehr-Gerätehauses wird begonnen.

14. November: Betonierung der 193 Quadratmeter großen Grundfläche.
30. November: Grundsteinlegung durch Bürgermeister Heuwinkel.

1997 – 14. Februar: Richtfest des neuen Spritzenhauses in der Ortsmitte Kohlstädts.

1998 – 23. Oktober: Einweihung des neuen Feuerwehr-Gerätehauses, das Platz für zwei große Fahrzeuge bietet und außerdem mit einem großzügig konzipierten Schulungsraum sowie Sanitär- und Waschräumen ausgestattet ist. Von den Baukosten konnte durch Eigenleistungen der Feuerwehrmänner eine erhebliche Summe eingespart werden. Die Altersabteilung der Löschgruppe Kohlstädt hat sich in besonders starkem Maße eingesetzt.

Wenige Tage vor Weihnachten erhält die Löschgruppe ein neues Löschgruppenfahrzeug LF 24 (Fabrikat MAN, Aufbau Ziegler, 1.600 Liter Wasservorrat, Seilzugwinde, Lichtmast).

 

Die Altersabteilung der Löschgruppe Kohlstädt hat sich maßgeblich am Bau des neuen Feuerwehr-Gerätehauses beteiligt. Zusammen mit Löschgruppenführer Manfred Wulfkuhle (rechts) und seinem Vertreter Jürgen Voß stellen sich die Her-ren der Altersabteilung dem Fotografen. Von links: Reinhold Kanne, Werner Büker, Fritz Nagel, Karl-Heinz Kanne, Wilhelm Lohmeyer, Walter Geise, Werner Hemker, Alfred Richts, Friedhelm Grote, Heinrich Meier, Reinhold Mense und Friedrich Rügge. Es fehlen Heinrich Klöpping und Fritz Dreier. Foto: H. Wiemann, 1998

Die Altersabteilung der Löschgruppe Kohlstädt hat sich maßgeblich am Bau des neuen Feuerwehr-Gerätehauses beteiligt. Zusammen mit Löschgruppenführer Manfred Wulfkuhle (rechts) und seinem Vertreter Jürgen Voß stellen sich die Herren der Altersabteilung dem Fotografen.
Von links: Reinhold Kanne, Werner Büker, Fritz Nagel, Karl-Heinz Kanne, Wilhelm Lohmeyer, Walter Geise, Werner Hemker, Alfred Richts, Friedhelm Grote, Heinrich Meier, Reinhold Mense und Friedrich Rügge. Es fehlen Heinrich Klöpping und Fritz Dreier. Foto: H. Wiemann, 1998

(Publiziert am 8. Juni 2016)

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