Die Friedenseiche in Schlangen: 1873 gepflanzt – 2014 gefällt – 2015 neu gepflanzt Reviewed by Dieter Brand on . Von Heinz Wiemann Der Kriegerverein in Schlangen wurde 1872 von den Teilnehmern der Kriege 1866 und 1870/1871 gegründet. Damit war die Schlänger Organisation le sfsdfsdfsdf Von Heinz Wiemann Der Kriegerverein in Schlangen wurde 1872 von den Teilnehmern der Kriege 1866 und 1870/1871 gegründet. Damit war die Schlänger Organisation le Rating: 0

Die Friedenseiche in Schlangen: 1873 gepflanzt – 2014 gefällt – 2015 neu gepflanzt

Von Heinz Wiemann

Der Kriegerverein in Schlangen wurde 1872 von den Teilnehmern der Kriege 1866 und 1870/1871 gegründet. Damit war die Schlänger Organisation lediglich ein Jahr jünger als der älteste Kriegerverein Lippes in Blomberg. Der Kohlstädter Kriegerverein ist 1878 entstanden. Ein Jahr später fanden sich in Schlangen Einwohner zu einem Kameradenverein zusammen, deren Mitglieder nicht an Feldzügen teilgenommen, sondern nach 1871 gedient hatten.

Langjähriger Oberst des Kriegervereins Schlangen war der Landwirt Konrad Dicke, (geboren 1844, gestorben 1935). Von ihm hieß es am 2. März 1932 in der Lippischen Post: „Der älteste Einwohner Schlangens wird in diesem Jahr 86 Jahre. Dieses hohe Alter in einem Dörfchen von etwa 2.000 Einwohnern ist eine große Seltenheit und läßt neben der großen Genügsamkeit auf das besonders milde und lebenskräftige Klima dieses Landstriches schließen.“ Über Konrad Dicke wird auch berichtet, dass er 1866 den schwer verwundeten Major Rodewald vom Schlachtfeld bei Kissingen getragen und später dessen blutbeflecktes Hemd in Schlangen aufbewahrt habe.

Da der Schlänger Kriegerverein ausschließlich Kriegsteilnehmer aufnahm, war sein Ende absehbar. Mit dem Ableben seiner Mitglieder starb er aus.

Die Friedenseiche überlebte das große Brandunglück

Die Feste des Kriegervereins gehörten zu den Höhepunkten des dörflichen Lebens. Das jährliche Stiftungsfest begann mit der Teilnahme in Uniform am Gottesdienst. Ein stimmungsvoller Festakt vor der Friedenseiche gehörte ebenso dazu wie eine vergnügliche Veranstaltung im Saal des Gasthofes Sibille.

Aus dem Jahr 1887 ist ein Bericht überliefert, aus dem hervorgeht, dass die Teilnehmer der Kriege 1866 und 1870/71 nach dem Gottesdienst vor der mit einem neuen Staket umgebenen Friedenseiche Aufstellung nahmen.

Wie vielerorts war auch in Schlangen eine Eiche als Mahnmal für den Frieden gepflanzt worden – nahe dem Gasthof Sibille mitten im Dorf. Das „historische“ Ereignis hatte im Rahmen eines Kriegerfestes am 1. Januar 1873 stattgefunden.

Mitglieder des Kriegervereins Schlangen um 1900 vor der durch ein Schild ge-kennzeichneten Friedenseiche. Obere Reihe (von links): Wilh. Huneke, Ad. Klaus, W. Fischer, F. Wolf, B. Maris, K. Tölle. Mittlere Reihe: H. Fischer, Fr. Schäferjo-hann, F. Fleege, F. Bögerbax, W. Rebbe, F. Hofschlag, W. Walter, H. Klöpping. Vordere Reihe: K. Dicke, Ad. Kaiser, F. Krome, H. Grote, A. Tofall. Im Hintergrund das Bauernhaus Schlömer und das Gebäude der Schule. Foto: G. Poppe

Mitglieder des Kriegervereins Schlangen um 1900 vor der durch ein Schild gekennzeichneten Friedenseiche. Obere Reihe (von links): Wilh. Huneke, Ad. Klaus, W. Fischer, F. Wolf, B. Maris, K. Tölle. Mittlere Reihe: H. Fischer, Fr. Schäferjohann, F. Fleege, F. Bögerbax, W. Rebbe, F. Hofschlag, W. Walter, H. Klöpping. Vordere Reihe: K. Dicke, Ad. Kaiser, F. Krome, H. Grote, A. Tofall. Im Hintergrund das Bauernhaus Schlömer und das Gebäude der Schule.
Foto: G. Poppe

Der Baum überlebte das große Brandunglück des Jahres 1904, während die Häuser seiner Umgebung zu Ruinen niederbrannten. Der Kriegerverein hatte in dem Großfeuer nicht nur seine Bücher, sondern auch seine Fahne im Wert von 300 Reichsmark verloren.

Das Wurzelwerk der Haustenbecker Friedenseiche wurde 1878 zwischen Hummers Scheune und der Nebenschule dem Senneboden anvertraut. Und die erste Friedenseiche in Kohlstädt war 1900 auf dem Mühlplatz gepflanzt worden. Sie trocknete jedoch aus und musste 1905 ersetzt werden.

Zurück zum Baum des Kriegervereins in Schlangen. Im Sommer 1981 meldete die Lippische Rundschau: „Die Friedenseiche hat Hochkonjunktur! Zwar ist sie zu allen Jahreszeiten Start und Ziel zu allen möglichen Unternehmungen; in diesen Wochen jedoch vergeht kaum ein Wochenende, an dem sich nicht Alt oder Jung oder Alt und Jung unter ihrem schattigen Blätterdach treffen: ob es zum Fischfang gen Norden geht, ob zur Bundesgartenschau gen Osten, zu einem Tagesausflug ins Sauerland gen Süden oder zu einem sportlichen Wettkampf in den Nachbarort. ‚Treffpunkt Friedenseiche‘ heißt es dann in den Einladungen und Absprachen.“ 1987 wurde der Dorfbrunnen, ein paar Schritte entfernt, eingeweiht. Ihm ist seitdem die Aufgabe als Treffpunkt weitgehend zugefallen.

Hornissen und die Fällung der Eiche

Im Sommer 2014 war Spaziergängern Außergewöhnliches aufgefallen. Hornissen hatten einen Weg in den Stamm der Eiche gefunden und es sich im Inneren „gemütlich gemacht“. An der Sache war offensichtlich etwas faul. Kurzfristig beauftragte Gutachter diagnostizierten dann auch eindeutig: Schwere Stockfäule! Damit war die Standsicherheit der Eiche in höchstem Maße gefährdet. Der nächste Sturm bereits hätte den 18 Meter hohen Baum zu Boden schicken können.

Bei allem Respekt vor dem Alter, der Schönheit und der ortsgeschichtlichen Bedeutung: Die Eiche musste gefällt werden! Der ortsansässige Forstbetrieb Sebastian Penke führte die Fällarbeiten am 25. Juli 2014 aus. Was das Alter des Baumes angeht, so kann man es nicht als spektakulär bezeichnen, aber mehr als 150 Jahre kommen doch zusammen. Als der Baum 1873 in der Ortsmitte gepflanzt wurde, konnte er mindestens zehn Jahre vorweisen, hinzu kamen die 141 Jahre bis zum Sommer 2014.

Die das Ortsbild Schlangens prägenden drei Eichen: Links die Friedenseiche, rechts die beiden Kaisereichen. Foto: H. Wiemann, 1960

Die das Ortsbild Schlangens prägenden drei Eichen: Links die Friedenseiche, rechts die beiden Kaisereichen. Foto: H. Wiemann, 1960

Die beiden Kaisereichen in der Nachbarschaft verdanken ihren besonderen Standort seit 1888 ebenfalls dem Kriegerverein. Die Existenz des 1900 enthüllten Bismarcksteines in ihrem Schatten geht auf eine Initiative des Schlänger Apothekers Heinrich Kipp zurück.

Bismarckstein und Kaisereichen haben im März 2015 wieder „Gesellschaft bekommen“. Exakt an der Stelle des gefällten Baumes wurde eine neue Eiche – ca. 12 Jahre jung und vier Meter hoch – in den „geschichtsträchtigen Boden“ gesetzt – ein Geschenk des Landrates.

 

Das Fällen der Friedenseiche am 25. Juli 2014, durchgeführt von dem Forstbetrieb Sebastian Penke, begann mit dem Entästen und endete mit dem Entfernen des durch Stockfäule gekennzeichneten Stammes. Fotos: Annette Fischer, Schlangen

 

(Publiziert am 31. März 2015)

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