Flurnamen der Gemeinde Schlangen – Neue Publikation zur Schlänger Ortsgeschichte Reviewed by Dieter Brand on . Die Flurnamen der Gemeinde Schlangen überliefern die Eigenarten einer alten Natur- und Kulturlandschaft. Einem modernen GPS-System vergleichbar, ermöglichte das sfsdfsdfsdf Die Flurnamen der Gemeinde Schlangen überliefern die Eigenarten einer alten Natur- und Kulturlandschaft. Einem modernen GPS-System vergleichbar, ermöglichte das Rating: 0

Flurnamen der Gemeinde Schlangen – Neue Publikation zur Schlänger Ortsgeschichte

Die Flurnamen der Gemeinde Schlangen überliefern die Eigenarten einer alten Natur- und Kulturlandschaft. Einem modernen GPS-System vergleichbar, ermöglichte das sprachliche Netzwerk, das die hier siedelnden Menschen in Jahrhunderten schufen, eine eindeutige Identifizierung bestimmter Flurstücke und damit eine sichere Orientierung im Raum.

Blick über das Bohme-Gelände hinweg auf den Schlänger Kirchturm. Foto: Annette Fischer, Schlangen, 2013

Blick über das Bohme-Gelände hinweg auf den Schlänger Kirchturm. Foto: A. Fischer, Schlangen, 2013

Heute können die Flurnamen als Geschichtsquelle gelesen werden, in der sich die früheren Gegebenheiten eines Naturraumes mit seinen Tälern, Niederungen, Geländeerhebungen, Wasserläufen, Bodenverhältnissen, Tier- und Pflanzenvorkommen ebenso widerspiegeln wie das kultivierende Wirken des Menschen, der hier Rodungen vornahm, Ackerflächen, Wiesen und Weiden anlegte und Wegtrassen schuf. Ferner bewahren die Flurnamen Hinweise auf Grenzmarkierungen und Einfriedungen, aber auch auf gewerblich-frühindustrielle Nutzungen in Mühlen, Bergwerken, Ziegeleien, Kalkgruben, Steinbrüchen, Köhlereien, Schmieden oder Glashütten. Flurbezeichnungen, in denen Hof- und Familiennamen erscheinen, erinnern nicht zuletzt an alte Besitzverhältnisse.

Der Bauerkamp ist kein Kamp der Bauern

Die Münsteraner Sprachhistorikerin Dr. Birgit Meineke hat weit über sechshundert Flurnamen der Gemeinde Schlangen unter namenkundlichen Gesichtspunkten unter­sucht. Dabei gelang es der Autorin, die sich bereits im ersten Band der Ortsgeschichte Schlangen eingehend mit den Ortsnamen Schlangen, Kohlstädt, Oesterholz und Haustenbeck befasst hatte, so manches Missverständnis zu klären. Beispielsweise hat der Bauerkamp, in alten Überlieferungen auch „Burcamp“ oder „Baurkampf“ genannt, nichts mit den Kämpen der Bauern, d.h. der Landwirte zu tun. Vielmehr handelte es sich um einen besonderen Bereich der als Bauerschaft bezeichneten Gesamtheit der Bewohner des Gebietes, der von allen gemeinsam etwa als Weidefläche oder zum Holzeinschlag genutzt wurde.

Das Overbecksche Vermessungsregister von 1824

 

02 Flurnamen

 

Die Vielzahl der im Vermessungsregister des Geometers Heinrich Overbeck um 1824 genannten Flurbezeich-nungen wurden in mühevoller Kleinarbeit den Flurstücken auf der Overbeck-Karte zugeordnet (hier ein Kartenausschnitt) und anschließend farbig gefasst.

Ausgangspunkt der Studie zu den Schlänger Flurnamen war unter anderem ein um 1824 von dem Geometer Heinrich Christian August Overbeck erstelltes Vermessungsregister. Um die dazugehörige Flurkarte zugänglich zu machen, ließ Heinz Wiemann die schlecht lesbare Vorlage reproduzieren. In einem zweiten Arbeitsschritt entzifferte und verortete er die Flurbezeichnungen in mühsamer Kleinarbeit, danach übertrug er die Namen auf eine aktuelle Grundkarte und markierte die einzelnen Flurstücke farbig – der Detmolder Grafiker Rudolf Havermeier brachte die Ergebnisse schließlich in eine ansprechende Form. Anhand der „modernisierten“ Overbeckschen Flurkarte lässt sich nun die Lage vieler, der von Birgit Meineke unter sprachhistorischen Gesichtspunkten analysierten Flurstücke feststellen.

Den Flurnamen im Gelände auf der Spur

03 Havermeier-Karte blasser

Der Detmolder Grafiker Rudolf Havermeier übertrug die Arbeitsergebnisse in ansprechender Form auf die gegenwärtig gültige Grundkarte (hier der entsprechende Ausschnitt), so dass die zu den Flurnamen gehörenden Flurstücke leicht aufgefunden werden können.

An zahlreichen Stellen im Gelände können aufmerksame Beobachter noch heute die naturräumliche Situation, die einst die Namengebung bestimmter Flurstücke inspirierte, nachvollziehen. Im Rahmen zahlreicher Exkursionen hat die Schlänger Fotodesignerin Annette Fischer die entsprechenden Areale aufgesucht und fotografisch dokumentiert. Die Aufnahmen visualisieren die Ergebnisse der sprachgeschichtlichen Analyse und tragen wie die verschiedenen historischen Abbildungen zum Verständnis der inhaltlichen Zusammenhänge bei. Die von Heinz Wiemann herausgegebene Publikation, deren Erarbeitung in engem Zusammenhang mit dem dritten Band der Ortsgeschichte Schlangen steht, wird in der zweiten Hälfte des Jahres 2015 erscheinen.

Angaben zur Autorin

Dr. Birgit Meineke studierte in Münster Germanistik, Evang. Theologie und Geschichte, sie ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin beteiligt an dem von der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen getragenen Forschungsprojekt „Ortsnamen zwischen Rhein und Elbe – Onomastik im europäischen Raum“. Die aus Lemgo stammende Autorin hat zahlreiche Arbeiten zur historischen Sprachwissenschaft und zur Ortsnamenforschung veröffentlicht, unter anderem das Buch „Die Ortsnamen des Kreises Lippe“. Im Rahmen einer Tagung, die Anfang Oktober 2014 an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena zum Thema „Namen und Kulturlandschaften“ stattfand, hatte Birgit Meineke bereits Gelegenheit, unter dem Titel „Zwischen Denkerwiesen, Schlaförtchen und Großen Gemeinheiten – Zu Flurnamen der Gemeinde Schlangen, Kreis Lippe“ ihre Arbeit zu den Schlänger Flurnamen dem Fachpublikum vorzustellen.

(Publiziert am 3. November 2014)

 

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