Lünings Kamp im Lauf der Jahre Reviewed by Heinz Wiemann on . Von Heinz Wiemann   Die Hofgebäude der Besitzung Lüning mitten im Dorf sowie ein Teil von Lünings Kamp sind im Zusammenhang mit dem Neubau der Kohlstädter sfsdfsdfsdf Von Heinz Wiemann   Die Hofgebäude der Besitzung Lüning mitten im Dorf sowie ein Teil von Lünings Kamp sind im Zusammenhang mit dem Neubau der Kohlstädter Rating: 0

Lünings Kamp im Lauf der Jahre

Von Heinz Wiemann

 

Die Hofgebäude der Besitzung Lüning mitten im Dorf sowie ein Teil von Lünings Kamp sind im Zusammenhang mit dem Neubau der Kohlstädter Straße von der Bildfläche verschwunden. Auf dem verbliebenen Teil des früheren Kampes ist ein Seniorenzentrum entstanden.

Nach dem Salbuch (Vorläufer der heutigen Grundbücher) aus der Zeit um 1620 verfügte der Kötter Lüning in Schlangen vor rund 400 Jahren „bei seinem Hause“ über einen Kamp in einer Größe von vier Morgen. Ein Morgen war die Fläche, die der Bauer mit einem Gespann von zwei Pferden an einem Morgen umpflügen konnte (2.500 Quadratmeter). Unter einem Kamp verstand man ein eingefriedigtes als Acker, Wiese, Weide oder Holzung dienendes Landstück. Zu einer besonderen Bekanntheit haben es der Rennekamp, Sibillen Kamp, der Bauerkamp (nicht Bauernkamp) und Lünings Kamp gebracht. Und das hängt zusammen mit ihrer örtlichen Bedeutung über den privaten Bereich hinaus.

1659/1660 taucht Lünings Kamp erneut in einem schriftlichen Dokument auf – im Gogerichtsregister. Das Gogericht war eine Institution der niederen Gerichtsbarkeit.

Am Nordrand des Geländes baute 1734 Cord Schierenberg Nr. 77 (heute Querweg Nr. 9) sein Haus „auf der Heide“. Heide muss nicht auf Heidekraut hinweisen. Zumeist war es unbebautes „wildes Land“. Schlangen stieß an der Nordseite des Kampes mit seiner Bebauung in den Grenzbereich des Ortskernes. Schräg gegenüber Schierenberg ließ sich der Straßenkötter Schlömer Nr. 76 (heute Querweg Nr. 8) nieder. Später kam Wilhelm Wittbecker Nr. 101 (das Haus wurde in den 1930er Jahren abgebrochen) hinzu. Zwischen den Häusern Nr. 76 und Nr. 101 hindurch, rechts an Nr. 77 vorbei und dann über Lünings Kamp führte der alte Oesterholzer Kirchweg.

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Ausschnitt aus dem ersten Schlänger Ortsplan aus dem Jahr 1824. Zur Orientierung wurden gegenwärtige Straßennamen eingefügt und im Zusammenhang mit Lünings Kamp genannte Häuser besonders gekennzeichnet. Abbildung: Landesarchiv NRW OWL, D 73

 

Aus dem Jahr 1824 existiert ein Ortsplan, der im westlichen Teil des Kampes Ackerland ausweist, das an die (heutige) Rosenstraße grenzt. Der östliche Bereich wurde als Gartenland genutzt. Hier bildete ein Weg, der Göbels Graben genannt wurde, einen Teil der Grenze. Der Privatweg mit bemerkenswerter Geschichte zweigte vor dem Haus Rüngener Nr. 60 (heute Ortsmitte Nr. 3) von der Hauptstraße ab, führte zwischen dem Leibzuchtgebäude Lüning Nr. 37 (1955 abgebrochen) und dem „Schwärterhaus“ Nr. 65 (heute Kohlstädter Straße Nr. 2) hindurch und mündete nach ca. 200 Metern zwischen dem Hof Göbel Nr. 36 (heute REWE-Markt) und dem Stall des Gasthofes Fleckenstein (später Poppe-Sibille) in die Detmolder Straße.

Ein relativ kleines Grundstück an der Westseite der Biegung des Grabenweges verkaufte Kolon Lüning im Frühjahr 1867 der „Judenschaft zur Erbauung einer Synagoge“. Im Gebäude erfolgte 1938 der Umbau zu einem Wohnhaus. Im Jahr 1973 ließ die Gemeinde die ehemalige Synagoge abbrechen.

Fußball, Hockey und Schlänger Markt

Als der Spielverein Fortuna Schlangen 1921 gegründet wurde, gab es in Schlangen noch keinen ausgebauten Sportplatz. Auf einer Viehweide an der Gartenstraße, auf einem Gelände an der Lutter und auch auf Lünings Kamp wurde Fußball gespielt. Vor jeder sportlichen Begegnung mussten erst die Kuhfladen entfernt werden. Nach dem 2. Weltkrieg nutzten die in Schlangen stationierten Engländer einen Teil des Kampes zu Rasenhockeyspielen. War der Platz frei, fand sich schnell der Schlänger Fußball-nachwuchs ein und brachte die Bälle gekonnt in den kleinen Hockeytoren unter.

Zum ersten Mal erlebten große Besucherscharen den Schlänger Herbstmarkt 1955 auf Lünings Kamp. Der neue „Marktplatz“ erwies sich als geradezu ideal. Anno 1967 spielte sich der Schlänger Markt zum letzten Mal hinter und vor dem Bauernhaus Lüning ab.

Lünings Kamp im Jahr 1960. Zwischen der Viehweide und den Besitzungen am Querweg lag Ackerland. Auf dem Foto wird es von Walter Muske und den Pferden des Hofes Lüning gepflügt. Die Scheune neben dem Lüning-Haupthaus stammt aus dem Jahr 1949. Foto: Sammlung Wiemann

Lünings Kamp im Jahr 1960. Zwischen der Viehweide und den Besitzungen am Querweg lag Ackerland. Auf dem Foto wird es von Walter Muske und den Pferden des Hofes Lüning gepflügt. Die Scheune neben dem Lüning-Haupthaus stammt aus dem Jahr 1949. Foto: Sammlung Wiemann

Um einen hinreichend breiten Zugang zum Kirmesgeschehen zu schaffen, war die Gelegenheit günstig, 1955 das baufällige Leibzuchthaus des Hofes Lüning zu entfernen. 1969 folgte der Abbruch des Hauptgebäudes aus dem späten 18. Jahrhundert mit der alten Hausnummer 37. Weitere Bauwerke im Dorfkern mussten der neuen Straßenführung der Bundesstraße 1 weichen. In die einschneidenden Baumaßnahmen war auch ein östlicher Teil des Kampes einbezogen worden. Unmittelbar vor der Durchführung des Projektes hatten Hof und Kamp Lüning 1,7 Hektar umfasst. Würde man das Haupthaus an gleicher Stelle wieder errichten, stände es mitten auf der 1970 für den Verkehr freigegebenen Kohlstädter Straße.

Am 1. April 1973 wurde auf Lünings Kamp das dreigeschossige Postamtsgebäude mit zusätzlichen Wohnungen seiner Bestimmung übergeben. Bauherr war Adolf Lüning. Am 3. November 2004 erfolgte die Schließung der Postfiliale und einen Tag später die Eröffnung der „Partnerfiliale“ in der Ortsmitte Nr. 3.

Westlich der Kohlstädter Straße auf dem ehemaligen Kampgelände geschah am 8. September 1974 die feierliche Enthüllung des Heimatgedenksteines. Die Gemeinde Schlangen hatte die Umgebung des Denkmals gärtnerisch gestalten und mit Ruhebänken ausstatten lassen. 1988 erhielt das von dem Bildhauer Günter Sandmann geschaffene Monument einen neuen Platz vor dem Gasthof Poppe-Sibille.

Erinnerungen an den alten Kirchweg wurden wach, als Arbeiter 1979 vom Querweg aus über Lünings Kamp in Richtung Ortsmitte einen Fußweg anlegten, um den Bewohnern nördlicher Gemeindebereiche Umwege zu ersparen.

Zu Beginn der 1990er Jahre entstand an der Westseite der Kohlstädter Straße ein Gebäude für eine LEDI-Filiale (Bauherren: Paderborner Investoren). Nachfolger wurden ein PLUS-Markt und der jetzige NETTO-Markt.

Zu dem Thema „Haus und Hof Lüning mitten im Dorf“ bereitet Heinz Wiemann eine Ausstellung vor, die noch im Lauf des Jahres zu sehen sein wird.

Das 1969 abgebrochene Bauernhaus Lüning im Jahr 1960. Das Gebäude wird im Mittelpunkt einer Ausstellung zu dem Thema „Haus und Hof Lüning mitten im Dorf“ stehen. Foto: H. Wiemann

Das 1969 abgebrochene Bauernhaus Lüning im Jahr 1960. Das Gebäude wird im Mittelpunkt einer Ausstellung zu dem Thema „Haus und Hof Lüning mitten im Dorf“ stehen. Foto: H. Wiemann

(Publiziert am 24. Januar 2015)

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