Zwei Männer aus Kohlstädt als Zauberer und Werwölfe beschuldigt Reviewed by Dieter Brand on . Von Rainer Walz Vorbemerkungen: Als Ergänzung des Beitrages von Ingrid Ahrendt-Schulte „Von bösen Weibern ins Verderben gestürtzt“ folgen zwei Abschnitte aus de sfsdfsdfsdf Von Rainer Walz Vorbemerkungen: Als Ergänzung des Beitrages von Ingrid Ahrendt-Schulte „Von bösen Weibern ins Verderben gestürtzt“ folgen zwei Abschnitte aus de Rating: 0

Zwei Männer aus Kohlstädt als Zauberer und Werwölfe beschuldigt

Von Rainer Walz

Vorbemerkungen: Als Ergänzung des Beitrages von Ingrid Ahrendt-Schulte „Von bösen Weibern ins Verderben gestürtzt“ folgen zwei Abschnitte aus dem Buch von Rainer Walz mit dem Titel „Hexenglaube und magische Kommunikation im Dorf der Frühen Neuzeit – Die Verfolgung in der Grafschaft Lippe“ (1993 im Verlag Schöningh in Paderborn erschienen). Die Arbeit wurde von der Universität-Gesamthochschule Essen als Habilitation angenommen und mit einem Wissenschaftspreis ausgezeichnet.

Im Zug der Hexenverfolgung sind auch zahlreiche Männer beschuldigt worden. In der Vorstellungswelt vieler Bewohner Kohlstädts galten vor 400 Jahren Henrich Wittkop und Berndt Thiman als Zauberer und Werwölfe. Henrich Wittkop wurde zum Tod durch Verbrennen verurteilt. Ob Berndt Thiman das gleiche Schicksal erlitten hat, ist nicht bekannt.

Henrich Wittkop, Kohlstädt, 1615

Die zum Tod durch Verbrennen verurteilten Hexen und Zauberer wurden an den Brandpfahl angekettet. Holzschnitt, 1517

Die zum Tod durch Verbrennen verurteilten Hexen und Zauberer wurden an den Brandpfahl angekettet. Holzschnitt, 1517

Laut Anklage stammte Henrich von verdächtigen Eltern ab. Sein Vater, der ihn besagt hatte, war in Lippspringe als Zauberer und Werwolf verbrannt worden. Er selbst wurde vielfach als Werwolf und Zauberer gescholten. Zudem war er verdächtig, Jahre vor dem Prozeß im Ehebruch ein Kind gezeugt zu haben. Er wurde des Holzdiebstahls angeklagt, weil er auf die landesherrlichen Bäume ein falsches Zeichen geschlagen und diese dann weggeführt hatte.
Wittkop wurde zum Tode verurteilt.

Berndt Thiman, Kohlstädt, 1615

Berndt Thiman hatte vom Holzhacken und „bohlen“ gelebt, doch kam nach Aussage eines Zeugen sein Besitz nicht vom „bohlen“ allein. Wenn Berndt von dem Holzvorrat verkaufte, den er diesem Zeugen zufolge dauernd am Haus hatte, war die Stätte so schnell wieder voll, „das man sich musse verwundern“. Außerdem wurde geredet, daß ihm die Butter zufließe. Der Bauerrichter sagte aus, bei Vieh- oder anderem Schaden sei in den letzten 30 Jahren immer Thimans Frau beschuldigt worden. Sie werde öffentlich von jedem für eine Zauberin gehalten, Berndt selbst sei Zauberei beim Trunk und bei anderen Gelegenheiten oft vorgehalten worden. Als er Jacob Molen wegen Geldschulden mahnte, sagte jener ihm ins Gesicht, er habe doch die Ziegenböcke, mit denen die Schulden bezahlt werden sollten, als Werwolf schon gefressen. Berndt schwieg dazu und mahnte nicht mehr. Sohn und Schwiegertochter beschuldigten ihn, ihre Pferde bezaubert zu haben. Nach Aussage des Sohnes war im Leibzuchtvertrag vereinbart worden, eine Weide gemeinsam zu benutzen. Doch als sein Sohn die Pferde auf die Weide brachte, drohte Berndt, Hunde und Raben sollten sie fressen, worauf zwei Pferde starben. Berndts Sohn sagte nun, seine Eltern wünschten seine Pferde so oft vor die Hunde und Raben, dass er sie nicht mehr auf die eigene Weide bringen könne.

(Publiziert am 9. Juli 2015)

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