Eine Verdienst-Medaille und Sperrholzreste – Heinrich Schlömer kehrte aus dem Ersten Weltkrieg nicht zurück
Von Heinz Wiemann
Am 23. Februar 1888 wurde Heinrich Friedrich Konrad Schlömer als Sohn des Bauern Heinrich Adolph Gottlieb Schlömer und seiner Ehefrau Wilhelmine Karoline Schlömer, geb. Hanselle in Schlangen geboren.
Da er älter als sein einziger Bruder Friedrich (geb. 1894) war, stand fest, dass er nach menschlichem Ermessen einmal das Erbe des jahrhundertealten Hofes in der Dorfmitte (heute Im Dorfe Nr. 1) antreten würde.
Aus dem Leben des Bauernsohnes sind bemerkenswerte Erinnerungsstücke geblieben, die seine Nichte Erna Heuwinkel sorgsam verwahrt.
Heinrich Schlömer (Schlangen) im Ersten Weltkrieg.
Eine Verdienst-Medaille für den Gefreiten Heinrich Schlömer aus Schlangen
Heinrich Schlömer wurde Teilnehmer des Ersten Weltkrieges. Am 10. Februar 1916 hat sich Seine Hochfürstliche Durchlaucht der Fürst Leopold zur Lippe „gnädigst bewogen gefunden, dem Gefreiten Heinrich Schlömer … die Fürstlich Lippische Militär-Verdienst-Medaille mit Schwertern zu verleihen“. Die Verleihungsurkunde, ausgestellt vom Fürstlich Lippischen Staatsministerium, trägt das Datum des 2. März 1917.
In den entsprechenden Satzungen heißt es u. a.: „Es sollen mit der Militär-Verdienst-Medaille diejenigen Personen ehrend belohnt werden, welche durch lange untadelige Dienstzeit, Auszeichnung in mitgemachten Feldzügen oder auf sonstige Weise sich militärisch besonders hervorgetan haben …“
Die Medaille mit einem Durchmesser von 36 Millimetern und die Verleihungsurkunde gehören zu den Andenken an Heinrich Schlömer, den Bauernsohn aus Schlangen.
Eine Birkenholzscheibe zum Geburtstag und kleine Trümmerreste
Am 11. Mai 1917 feierte Auguste Schlömer, Schwester des Heinrich Schlömer, ihren 26. Geburtstag. Eine kleine Birkenholzscheibe erinnert an sie, an ihren Bruder Heinrich und an den Ersten Weltkrieg. Der Soldat aus Schlangen hat die Scheibe aus der Nähe der französischen Stadt Verdun geschickt. Um diesen Ort wurde lange und schwer gekämpft. Das Birkenholz ist mit einem Rosenmotiv geschmückt und trägt die Beschriftung: „Meiner lieben Schwester Auguste zum Geburtstag, 11.5.1917, vor Verdun, Heinrich.“ Die Abkürzungen haben wir zu den Wörtern ergänzt.
Zwei kleine Sperrholzplatten sind auch aus Frankreich, aus Neuville, nach Schlangen zum Bauernhof in der Ortsmitte gelangt. Die eine hat die Abmessungen von 10 mal 16 Zentimetern und die andere von 9,5 mal 12 Zentimetern. Ihr Absender sah die Möglichkeit, sie zum Aufkleben von Bildern zu verwenden. Die Sperrholzstücke sind Relikte aus der frühen Geschichte der Fliegerei, die seit 1910 rasche Fortschritte zu verzeichnen hatte. Und sie künden gleichzeitig von einem bewegenden Kriegsereignis. Die Sperrholzreste sind Bruchstücke eines Kampfflugzeuges der französischen Luftwaffe.
Mit einem Bleistift hat Heinrich Schlömer auf die größere Holztafel geschrieben: „Neuville, 1. Juni 1917 – Ihr Lieben! Dies sind Stücke von den Seitenwänden eines heruntergeschossenen französischen Fliegers. Verwahrt sie, denn da können Bilder aufgeklebt werden. Das ist ein Andenken von Neuville beim Winterberg. Mit Gruß Heinrich.“ Das zweite Sperrholzstück trägt den Hinweis: „Hab keine Zeit mehr zum Zurechtmachen. Komme morgen, den 2. Juni in Stellung. Heinrich Schlömer.“
Heinrich Schlömer, der den elterlichen Bauernhof in der Dorfmitte Schlangens einmal erben sollte, ist aus dem Ersten Weltkrieg nicht zurückgekehrt – gefallen 1918 in Frankreich.
Andenken an Heinrich Schlömer: Flasche zur Erinnerung an die Reservistenzeit, zwei besondere Sperrholzreste, die Militär-Verdienst-Medaille mit Urkunde und der Geburtstagsgruß auf Birkenholz. Foto: H. Wiemann
(Publiziert am 6. August 2014)