Schlänger Markt: Eine Idee setzt sich durch Reviewed by Heinz Wiemann on . Von Heinz Wiemann „225 Jahre Schlänger Markt“ wird es in zwei Jahren heißen. Am 19. September 1791 wurde der erste „Kram- und Viehmarkt auf offener Heyde bey Sc sfsdfsdfsdf Von Heinz Wiemann „225 Jahre Schlänger Markt“ wird es in zwei Jahren heißen. Am 19. September 1791 wurde der erste „Kram- und Viehmarkt auf offener Heyde bey Sc Rating: 0

Schlänger Markt: Eine Idee setzt sich durch

Von Heinz Wiemann

„225 Jahre Schlänger Markt“ wird es in zwei Jahren heißen. Am 19. September 1791 wurde der erste „Kram- und Viehmarkt auf offener Heyde bey Schlangen“ veranstaltet. Die Idee, „einen Kram- und Viehmarkt … auf der offenen Heyde bey Schlangen anzulegen“ ist natürlich älter als das „Geburtstagskind“ selber. Der Vorschlag wurde am 11. Dezember 1789 zu Papier gebracht. Wer will, kann also auf seine Weise bereits in diesem Jahr das Marktjubiläum feiern.
Das Schreiben, mit dem der Schlänger Markt vor 225 Jahren sozusagen in die Welt gesetzt wurde – wenn auch nur als Idee -, stammt von dem Horner Amtsrat Hermann Krücke. Von Amts wegen war ihm u. a. die „Aufsicht über den Wohlstand der Amtseingesessenen anvertraut“.

 

Von dem Bemühen des Amtsrates Hermann Krücke um Verbesserungen im Amt Horn

Advokat Hermann Heinrich Krücke, am 13. Juni 1749 als Sohn eines Detmolder Botenmeisters geboren, war am 22. Dezember 1778 zum Amtsschreiber zu Horn ernannt und zugleich mit dem Dienst eines Amtsvogtes und Rendanten der Vogtei Schlangen beauftragt worden. Wörtlich heißt es in der Anstellungsurkunde:
„… Insbesondere soll er beim Amt in allen vorkommenden Fällen unser wahres Interesse und der Amtsuntertanen Wohlfahrt zum ersten Endzweck haben, bei der Verbesserung, wo es möglich, fördern, dazu raten und mitwirken.“ Mit dem wahren Interesse waren vor allem die Steuereinnahmen des damaligen Regierenden Grafen Simon August zur Lippe gemeint. Von den Aufgaben im Bereich der Justiz ist in dem Schriftstück übrigens auch die Rede.
Von 1780 bis 1813 fungierte Hermann Heinrich Krücke als Amtsrat des Amtes Horn, zu dem auch die Vogtei Schlangen gehörte. Zu seinen Lebzeiten war Lippe in zwölf Verwaltungseinheiten (=Ämter) gegliedert. An der Spitze stand jeweils der Amtmann bzw. der Amtsrat. Innerhalb der Ämter existierten aus verwaltungstechnischen Gründen auch Vogteien. Die Vogtei Schlangen bestand aus Schlangen und Kohlstädt. Ein Teil des heutigen Oesterholz war Kohlstädt angegliedert, der andere Teil gehörte zu Schlangen. Hermann Krücke hat recht segensreich in seinem Amte gewirkt. Gestorben ist er am 22. Oktober 1813. Sein Grabstein steht auf dem Friedhof des Gutes Rothensiek in Leopoldstal. Hermann Krücke hatte des Gut seit 1789 „nebenbei“ bewirtschaftet, tatkräftig von seiner Familie unterstützt.

Zu Beginn seines – jährlich zu erstattenden – „Generalberichtes über die Verbesserung des Amtes Horn“ vom 11. Dezember 1789 listet Hermann Krücke zunächst einmal auf, durch welche Projekte er die „Verbesserung des gnädigst anvertrauten Amtes und die Vermehrung der herrschaftlichen Intraden auf das geflissentlichste zu befördern gesucht“ hat. Er wusste besonders auf landwirtschaftlichem Gebiet kräftig zu „ackern“ und hat Neuerungen durchgeführt bzw. auf den Weg gebracht. Als letzten Punkt seiner Aufzählung nennt der rührige Amtsrat einen „Vorschlag von Einrichtung geringer, der Lage angemessener Manufakturen in der Vogtei Schlangen“. Um es vorwegzunehmen: Das Bemühen um die Ansiedlung von kleinen Manufakturen am Sennerand hat sich als erfolglos erwiesen. Ansonsten aber stellt Amtsrat Krücke fest: „Meine Bemühungen haben den erwünschten Erfolg gehabt, daß dadurch das Amt nicht nur mit mehr denn 80 neuen Familien vermehret, sondern durch den Ausbau zu Veldrom, in den Behmerschen Bangern und durch die Verteilung der Meierei Horn haben sich die herrschaftlichen Intraden bishero auf 800 Reichstaler reine Einnahme vermehret“.

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Seiten aus dem Generalbericht des Amtsrates Hermann Krücke vom 11. Dezember 1789 mit dem Vorschlag, in Schlangen einen Kram- und Viehmarkt anzulegen. Landesarchiv NRW OWL: L92A Nr. 3037

Vorschlag vor 225 Jahren: Kram- und Viehmarkt in Schlangen auf der offenen Heide

Wie gesagt: Der Traum vom Aufbau kleiner gewerblicher Betriebe in Schlangen war Wunschtraum geblieben. Es handelte sich übrigens um „geringe Wollmanufakturen“. „Um nun aber“, so ließ Amtsrat Krücke die Hochgräfliche Kammer in Detmold wissen, „doch einigen Verkehr dort zu befördern, er sey auch anfangs so gering wie er wolle, wär mein ohnmaßgebliches Dafürhalten, zu Schlangen auf der offenen Heyde daselbst vorerst jährlich ein Kram- und Viehmarkt anzulegen und dazu die Zeit zwischen den Märkten Wilbasen und Lipplingen, etwa den 18. September, wann dieser kein Sonntag, sonst den folgenden Tag zu bestimmen, wo die Verkäufer, so von Wilbasen nach Lipplingen reisen, dort erst anhalten könnten. Der Platz auf der Heyde bey Schlangen ist dazu außerordentlich bequem und das angrenzende Paderbornische und Neuhauß spricht für einen guten Erfolg. Im Fall der Genehmigung müßte dieses Markt in den öffentlichen Anzeigern nicht nur bekannt gemacht, sondern auch eine 12jährige Freyheit von allen Abgaben und sonst alle Bequemlichkeit versprochen werden“. Mit der „Freyheit“ war die Befreiung von steuerlichen Abgaben gemeint.

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Ankündigung des Marktes in Schlangen und Einladung zum Besuch, veröffentlicht in der 36. Nummer des Paderbörnischen Intelligenzblattes vom 3. September 1791.

Die Vorstellungen des Amtsrates zur Wirtschaftsförderung in Schlangen wurden in Detmold gutgeheißen. Die endgültige Zustimmung wurde allerdings auf die lange Bank geschoben. Sie kam für das Jahr 1790 zu spät. Im Sommer 1791 erschienen dann Anzeigen im „Lippischen Intelligenzblatt“, im „Paderbörnischen Intelligenzblatt“ und in der „Lippstädtischen Zeitung“. Der Text trug unverkennbar die Handschrift Hermann Krückes: „Da von Hochfürstlicher Regierung und Cammer zu Detmold die Anlegung eines Kram- und Viehmarktes auf offener Heyde bey Schlangen auf den 18. September jedes Jahres, außer wann der 18. auf einen Sonnabend oder Sonntag fällt, der nächstfolgende Montag dazu bestimmt ist, gnädigst genehmigt und angeordnet worden, so wird solches hierdurch öffentlich bekannt gemacht und Käufer sowohl als Verkäufer zum Besuch dieses Marktes öffentlich eingeladen.“ Dann wurde auf die Vorzüge von Ort und Termin hingewiesen sowie „zur geschwinden Emporbringung des Marktes“ eine fünfjährige Freiheit von allen Abgaben zugesagt. Und es wurden den Viehhändlern Prämien angekündigt. Zum Schluss hieß es: „Weil nun der 18. September dieses Jahres auf einen Sonntag fällt, so wird das Markt nach obiger Bekanntmachung für dieses Jahr den folgenden Montag, den 19. September, gehalten werden.“
Aus dem Verlauf des ersten Markttages Anno 1791 in Schlangen konnten die Verantwortlichen schließen, dass die Sache wohl Zukunft haben werde. Aus heutiger Sicht: 225 Jahre von der Idee bis zum Jahr 2014 sind eine lange Zeit. Auch wenn man Rückschläge einbezieht: Insgesamt gesehen war es die Zeit einer Erfolgsgeschichte.

(Publiziert am 9. Oktober 2014)

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