Vor 120 Jahren: Eine Freiwillige Feuerwehr löst in Schlangen die Pflichtfeuerwehr ab Reviewed by Dieter Brand on . Von Heinz Wiemann Am 13. Mai 1895 richtet das Verwaltungsamt in Detmold ein Schreiben an die Fürstliche Regierung, in dem es u.a. heißt: „Die vielen Brände, wel sfsdfsdfsdf Von Heinz Wiemann Am 13. Mai 1895 richtet das Verwaltungsamt in Detmold ein Schreiben an die Fürstliche Regierung, in dem es u.a. heißt: „Die vielen Brände, wel Rating: 0

Vor 120 Jahren: Eine Freiwillige Feuerwehr löst in Schlangen die Pflichtfeuerwehr ab

Von Heinz Wiemann

Am 13. Mai 1895 richtet das Verwaltungsamt in Detmold ein Schreiben an die Fürstliche Regierung, in dem es u.a. heißt:
„Die vielen Brände, welche in der letzten Zeit in Schlangen ausgebrochen sind und bei der Bauart des Dorfes fast jedes Mal Gefahr einer großen Verbreitung in sich tragen, haben in verschiedenen tatkräftigen Bewohnern den Wunsch rege gemacht, ihrerseits mehr als bisher zur wirksamen Bekämpfung der Feuersgefahr beizutragen, und in der Erkenntnis, daß solches beim Vorhandensein einer brauchbaren Spritze und bei günstigen Wasserverhältnissen am ehesten durch eine geschulte Feuerwehr geschehen könne, den Beschluß zur Gründung einer solchen gezeitigt.

Die Pflichtfeuerwehr der Dorfschaft Schlangen im Frühjahr 1895 mit ihrer Handdruckspritze (mit eingebautem Saugwerk). Von links: Dicke, Benkelberg, Lücking, Becker, unbekannt, Huneke, Grünewald, Krieger, Deppe, Hanselle, Schönhagen, Schäferjohann, F. Rebbe, H. Rebbe, Göke, Sibille (Hornist), Poppe (Gemeindevorsteher), Schäferjohann (Kommandant)

Die Pflichtfeuerwehr der Dorfschaft Schlangen im Frühjahr 1895 mit ihrer Handdruckspritze (mit eingebautem Saugwerk). Von links: Dicke, Benkelberg, Lücking, Becker, unbekannt, Huneke, Grünewald, Krieger, Deppe, Hanselle, Schönhagen, Schäferjohann, F. Rebbe, H. Rebbe, Göke, Sibille (Hornist), Poppe (Gemeindevorsteher), Schäferjohann (Kommandant).

Bisher sind rund dreißig Personen aus den bekanntesten Familien des Ortes beigetreten, haben den Händler H. Schönhagen zu ihrem Präsidenten erwählt und die Satzungen der Freiwilligen Feuerwehr in Lage angenommen.“
Die Stellungnahme des Verwaltungsamtes zu der Initiative der tatkräftigen Schlänger ist durchaus positiv: „Es liegt auf der Hand, daß die Wirksamkeit des Vereins der Allgemeinheit zugute kommt und daß daher das Interesse an demselben gefördert werden muß… Welchen Entwicklungsgang die Freiwillige Wehr nehmen und ob sie allen an sie zu stellenden Forderungen genügen wird, läßt sich von vornherein nicht sagen, doch lassen die Namen der Mitglieder unter Berücksichtigung der lokalen Verhältnisse das beste erhoffen.“ Die Sache hat allerdings einen Haken. Lesen wir weiter: „Kann die Fürstliche Regierung keinen bedeutenden Zuschuß geben, so verläuft die ganze Angelegenheit offenbar im Sande, denn mit der Überlassung der Spritze und den vorhandenen, schwerfällig zu handhabenden Geräten allein ist einer Freiwilligen Feuerwehr wenig gedient.“

Verzeichnis der allernötigsten Requisiten

In der Tat: Ein Brand will mit mehr gelöscht werden als mit viel gutem Willen und einer Spritze aus dem Jahre 1871. Im Auftrag der Freiwilligen Feuerwehr haben H. Schönhagen und Vorsteher Poppe dem Verwaltungsamt ein „Verzeichnis der allernötigsten Requisiten“ für eine 50-Mann-Wehr vorgelegt, das nach einer Aufzählung von 16 Helmen, à 5,50 Mark, 34 Mützen à 1,50 Mark, einem Einreißhaken mit Kette und Seil zu 30 Mark, Gurten, Leinen, Schaufeln, Leitern, einem Gerätewagen usw. am Schluß die stattliche Summe von 905 Mark nennt. 205 Mark glauben die Schlänger durch Sammlungen aufbringen zu können.

Der von der Fürstlichen Regierung konsultierte Branddirektor Winkler macht Kritik an der Aufstellung der für notwendig erachteten Ausrüstungsgegenstände geltend, meint, dass die Statuten „mehr militärischen Schnitt“ erhalten müssten, wörtlich: „Die Feuerwehr ist ein notwendiges öffentliches Institut, in welchem militärische Zucht, Gehorsam und Ordnung herrschen müssen“, hält die Anschaffung einer neuen Spritze für überflüssig, erhebt die Frage, ob alle nötig anzuschaffenden Geräte im kleinen Spritzenhaus unterzubringen sind, schließt sich ansonsten aber den zustimmenden Ausführungen des Fürstlichen Verwaltungsamtes zu Detmold an.
Am 6. Juni 1895 teilt die Regierung mit, „daß die Kosten der persönlichen Ausrüstung von der Gemeinde Schlangen oder den Interessenten getragen werden müssen. Geschieht dies, so wird die Brandkasse die notwendigen Kosten der anzuschaffenden Geräte und etwa nötiger Bauten übernehmen“.
In Schlangen ist man einverstanden, die Feuerwehrmänner wollen für ihre persönliche Ausrüstung schon sorgen. Damit fällt auch der offizielle Startschuss zur Bildung einer Freiwilligen Feuerwehr in der alten Sennegemeinde.

Verwaltungsamt und Branddirektor Winkler erhalten die Anweisung, nun die endgültige Organisation und Ausrüstung der Wehr in die Hand zu nehmen.
Mit einem Rotstift geht der Branddirektor an das Verzeichnis der notwendigsten Requisiten, die Kosten sinken von 905 auf 673,50 Mark. Auf einen teuren Gerätewagen müssen die Schlänger verzichten. Schmied Blank erhält den Auftrag, ein Leitergerüst, verbunden mit einer Standbrücke, auf die alte Spritze zu montieren. Die Konstruktionszeichnung liefert der rührige Branddirektor gleich mit. Auf 111 Mark beläuft sich später die Rechnung, die Schmied Blank im Dezember 1895 der Brandkasse vorlegt. Einen neuen Schlauchwagen mit 150 m Schlauch erhalten die Schlänger allerdings.
Am 26. September 1895 meldet Winkler der Regierung: „Die Feuerwehr Schlangen besteht aus vier Kommandomitgliedern, zehn Steigern, zwei Hornisten und fünfundzwanzig Spritzenleuten, welche mit sehr guten Ausrüstungen, die ca. 880 Mark gekostet haben, versehen sind. Sie sind imstande, den Gesamtlöschdienst in Schlangen dann zu übernehmen, wenn ihnen sobald als möglich die dortige Spritze zur Benutzung übergeben und ihnen … die dringlich notwendigen weiteren Löschgeräte pp. zur Verfügung gestellt werden. Bei der Übertragung des Gesamtlöschdienstes auf die Freiwillige Feuerwehr hätten auch fernerhin der Brandmeister und die Hilfsmannschaft bestehen zu bleiben…“
Übrigens bezahlten – wie aus einer Aufstellung aus dem Jahre 1897 ersichtlich – die Schlänger mehr für ihre persönliche Ausrüstung als der Branddirektor gemeldet hatte: insgesamt 1050 Mark; 400 Mark trug davon die Ortskasse, 130 Mark steuerten Privatversicherungen bei, 347 Mark stammten aus Beiträgen, Übungs- und Strafgeldern usw., ein Defizit von 173 Mark war geblieben.

Mitglieder an Eides statt verpflichtet

Bis zum offiziellen „Geburtstag“ der Freiwilligen Feuerwehr Schlangen, dem
14. Oktober 1895, ist es nun nicht mehr weit. Am 15. Oktober 1895 wird der Fürstlich-Lippischen Regierung vom Verwaltungsamt „gehorsamst berichtet, daß am gestrigen Tage im Beisein des Branddirektors Winkler die Mitglieder der Pflichtfeuerwehr in Schlangen ihres Amtes entbunden, die Mitglieder der neuen Freiwilligen Feuerwehr auf treue und gewissenhafte Erfüllung ihrer neuen Obliegenheiten, besonders auf die in dem Handbüchlein für die Feuerwehren enthaltenen Instruktionen, handgeblich an Eides statt verpflichtet sind, sowie daß die Spritze in Schlangen nebst Zubehör der neuen Wehr überwiesen ist. Die Hilfsmannschaften sind besonders instruiert und ebenfalls handgeblich an Eides statt verpflichtet…
Mit dem gestrigen Tage ist der Gesamtlöschdienst im Spritzenbezirk Schlangen der Freiwilligen Feuerwehr überwiesen.“

Am 14. Oktober 1895 folgte der Pflichtfeuerwehr die Freiwillige Feuerwehr Schlangen. Das Foto ist 1897 entstanden. Hintere Reihe von links: Göke, Brenker, Solle, Lüning, Müller, Budde, Neese, Reckemeier, Blanke, Schomann, Rebbe. - Mittlere Reihe: Schlüter, Runte, Grünewald, Lahme, Lübbertsmeier, Ellerbrok, Hofschlag, Althaus, Krieger, Benkelberg, Huneke, Poppe, Blanke, Haase, Sibille. - Vorn: Dierksmeier, Poppe, Schäferjohann, Stetza, Lücking. Fotos: G. Poppe

Am 14. Oktober 1895 folgte der Pflichtfeuerwehr die Freiwillige Feuerwehr Schlangen. Das Foto ist 1897 entstanden. Hintere Reihe von links: Göke, Brenker, Solle, Lüning, Müller, Budde, Neese, Reckemeier, Blanke, Schomann, Rebbe. – Mittlere Reihe: Schlüter, Runte, Grünewald, Lahme, Lübbertsmeier, Ellerbrok, Hofschlag, Althaus, Krieger, Benkelberg, Huneke, Poppe, Blanke, Haase, Sibille. – Vorn: Dierksmeier, Poppe, Schäferjohann, Stetza, Lücking. Fotos: G. Poppe

(Abschnitt aus der 1970 von Heinz Wiemann erarbeiteten Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Schlangen, veröffentlicht im Heft Nr. 36 des „Gemeindeboten“. Publiziert im Magazin „Schlänger Geschichte“ am 3. Juli 2015)

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