Fürstenallee – Alter und Bezeichnung Reviewed by Dieter Brand on . Von Heinz Wiemann Das Jahr, in dem die ersten Bäume an der sogenannten Fürstenallee gepflanzt wurden, konnte anhand archivalischer Quellen nicht eindeutig geklä sfsdfsdfsdf Von Heinz Wiemann Das Jahr, in dem die ersten Bäume an der sogenannten Fürstenallee gepflanzt wurden, konnte anhand archivalischer Quellen nicht eindeutig geklä Rating: 0

Fürstenallee – Alter und Bezeichnung

Von Heinz Wiemann

Das Jahr, in dem die ersten Bäume an der sogenannten Fürstenallee gepflanzt wurden, konnte anhand archivalischer Quellen nicht eindeutig geklärt werden. Zum Alter der Allee schreibt Karl Weerth:

Aus Aktenstellen und Riepescher Karte „dürfte zur Genüge hervorgehen, daß die Oesterholzer Allee zwischen 1715 und 1750, wahrscheinlich 1725 bis 1730, angelegt worden ist“. (Lippische Mitteilungen 18, 1949, S. 40-42)

2007 wurden einer Eiche und 2009 zwei weiteren Eichen der Allee Stammscheiben entnommen. Im Zusammenhang mit der Herausgabe des 2. Bandes der „Geschichte der Dörfer Schlangen, Kohlstädt, Oesterholz und Haustenbeck“ nahm der Bauhistoriker Dr. Michael Sprenger (Detmold) im Auftrag von Heinz Wiemann eine Jahresringzählung der drei Baumscheiben vor. Ergebnis: Die rund 300 Jahresringe der drei Bäume weisen in die Zeit um 1709. Auf Grund der teilweise extrem engporigen Jahresringfolge und der nicht genau erkennbaren Jahresringansätze aus den Kernen ließ sich eine jahrgenaue Zählung der Ringe nicht durchführen. Es muss daher von einer Ungenauigkeit von etwa plus fünf bzw. minus fünf Jahren ausgegangen werden.

Mühevolle Arbeit. Bauhistoriker Dr. Michael Sprenger zählt die Jahresringe an einer von drei Baumscheiben, die gefällten Eichen der Fürstenallee entnommen worden sind. Foto: A. Fischer, Juni 2011

Mühevolle Arbeit. Bauhistoriker Dr. Michael Sprenger zählt die Jahresringe an einer von drei Baumscheiben, die gefällten Eichen der Fürstenallee entnommen worden sind. Foto: A. Fischer, Juni 2011

In die Berechnungen zur Ermittlung des Pflanzjahres der Allee ist weiter einzubeziehen, dass nach freundlich erteilter Auskunft des Gartendenkmalpflegers Uwe Siekmann (Münster) junge Eichen in der in Frage kommenden Zeit im Alter von zehn Jahren und darunter ausgepflanzt wurden – insbesondere weil dann noch die Wurzelballen und die Gewichte handhabbar waren. (Die 2009 mit Maschineneinsatz gepflanzten Eichen hatten ein Alter von zehn bis zwölf Jahren.)
Geht man von der Versetzung zehnjähriger Eichen aus, lässt sich die Anlage der Allee nach der Jahresringzählung auf etwa 1712 bis 1722 (Baumscheibe 2007) bzw. 1714 bis 1724 (Baumscheiben 2009) datieren. Die Karte des Landmessers Riepe weist vor 1715 keine Alleebäume auf; es bliebe die Zeit zwischen 1716 und 1724. Richtet man sich nach der Jahresringzählung, ist die Fürstenallee mit der Zeitangabe „um 1720“ ein wenig älter als bisher angenommen wurde.

Wenn schon adelig, dann Grafenallee

Der jagdbegeisterte Graf Simon Henrich Adolf (1718 bis 1734) ließ um 1720 einen alten Weg zur sogenannten Fürstenallee als dem Adel angemessene Zufahrt zum Jagdschloss Oesterholz „ausbauen“. Sie hätte Grafenallee genannt werden können. Wurde sie aber nicht.

Nach dem Tod des Grafen 1734 versank das Schloss endgültig in Bedeutungslosigkeit. Die Alleebäume wuchsen dennoch heran und ließen den alten Weg zu einer Prachtstraße werden.

Anno 1813 wurde aus der Grafschaft Lippe ein Fürstentum. Im Jahr 1789 war Leopold I. nur persönlich in den Fürstenstand gelangt. Die Allee hätte zur Fürstenallee befördert werden können. Wurde sie aber nicht. Ihre Bezeichnungen lauteten bis um 1900 Allee, Osterholzische Allee, Detmoldischer Weg, Chaussee von Schlangen nach Detmold.

Einer der beiden Sommerwege der Fürstenallee, die um 1720 angelegt worden ist. Foto: H. Wiemann, 1960

Einer der beiden Sommerwege der Fürstenallee, die um 1720 angelegt worden ist. Foto: H. Wiemann, 1960

Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts und in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts waren Bildpostkarten ein Massenmedium. Hinter der grafischen Gestaltung vieler Kartenmotive steckte das Motiv der Werbung. Selbst kleine Orte präsentierten ihre Sehenswürdigkeiten, und vor allem wussten Gaststättenbesitzer die Werbewirkung der Ansichtskarten zu nutzen. Zusammen mit einer entsprechenden Abbildung erschien die Bezeichnung Fürstenallee nach bisherigen Erkenntnissen zum ersten Mal um 1900 auf Schlänger Bildpostkarten. Angesichts einer fürstlich erscheinenden Allee klang den Kartenherausgebern möglicherweise der Hinweis „Chaussee von Schlangen nach Detmold“ zu banal. Und warum sollte man die Straße im Blick auf die Vergangenheit Grafenallee nennen, wenn Lippe in der Gegenwart um 1900 tatsächlich einen Fürsten vorzuweisen hatte! Wobei das ursprünglich gräfliche Schloss Oesterholz allerdings längst nicht mehr „fürstlich“ genutzt wurde.

Der erste bisher bekannte Zeitungsbericht, in dem der Name „Fürstenallee“ auftaucht, erschien am 7. Februar 1901. Es wird über eine Versammlung in Berlebeck zum Thema einer Weiterführung der elektrischen Bahn nach Süden berichtet. Nach Auffassung des Direktors der Lippischen Elektrizitäts-Aktiengesellschaft könnte die Bahnlinie von den Externsteinen aus „über die große Egge nach dem Kreuzkruge und weiter nach Schlangen mit Benutzung der Fürstenallee“ führen.

(Publiziert am 5. März 2015)

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