Wanderausstellung „Christophorus in Westfalen“ – Notizen und Berichte in unregelmäßiger Folge Reviewed by Dieter Brand on . Der endgültige Standort der Christophorus-Skulptur: Nahe „Honerlas Stauwerk“ in Kohlstädt „Honerlas Stauwerk“, 1730 angelegt, existiert als Bezeichnung immer no sfsdfsdfsdf Der endgültige Standort der Christophorus-Skulptur: Nahe „Honerlas Stauwerk“ in Kohlstädt „Honerlas Stauwerk“, 1730 angelegt, existiert als Bezeichnung immer no Rating: 0

Wanderausstellung „Christophorus in Westfalen“ – Notizen und Berichte in unregelmäßiger Folge

Der endgültige Standort der Christophorus-Skulptur: Nahe „Honerlas Stauwerk“ in Kohlstädt

„Honerlas Stauwerk“, 1730 angelegt, existiert als Bezeichnung immer noch für einen Ort am Ende der Quellenstraße in Kohlstädt. Hier, am Fuß des Winterberges und dicht am Strothebach, kommen mehrere Stränge der Kohlstädter Geschichte mit zum Teil noch sichtbaren Relikten zusammen. Sie bilden, vereint mit Wald, Wiesen und Wasser ein „Fleckchen Erde“ von dem ein gewisser Zauber ausgeht. Als Stichwörter zu den geschichtlichen Aspekten im nahen Umfeld des ehemaligen Stauwerkes seien genannt: Brücken, Flößwiesenbewirtschaftung, Glasmacher, Mühlentechnik, Straßen und Wege, Trinkwasserversorgung, Waldnutzung.

Honerlas Stauwerk, 1730 angelegt, und die Bruchsteinbrücke aus dem Jahr 1882. Zeichnerische Rekonstruktion nach Unterlagen aus der Zeit um 1925: R. Havermeier/H. Wiemann

Heimatfreunde haben vor 15 Jahren mit erheblichem Arbeitseinsatz die historische Bruchsteinbrücke renoviert und die Umgebung nahe am Wasser mit Sitzgelegenheiten ausgestattet. Leider wurde 2008 der größte Teil der Stauwerkreste entfernt. Seit der Demontage vor acht Jahren hat die Örtlichkeit an Attraktivität verloren.

Über einen Ersatz für „Honerlas Stauwerk“ wurde zwar diskutiert, die Spuren des Eingriffs in die Unverwechselbarkeit des Ortes sind allerdings bis heute geblieben, sind ungewollt zu einem besonderen Denkmal geworden. Sicherlich trägt der heilige Christophorus nun zu einer Verstärkung der Alleinstellungsmerkmale der Örtlichkeit bei – womit sich das Stauwerk-Thema nicht erledigt hat.

Der „Schlänger Bote“ berichtete in seiner Juni-Ausgabe 2016 u.a.: „Das vergangene Jahr stand ganz im Zeichen des heiligen Christophorus. Eine große Ausstellung, Vorträge und eine Holzskulptur, die Sven Christiansen mit Motorsägen geschaffen hatte, waren dem Heiligen gewidmet.

Lange Zeit stand diese Skulptur vor der ev.-ref. Kirche zu Schlangen. Den Herbst und Winter verbrachte die zweieinhalb Meter hohe Darstellung dann in einem Nebenraum des Kohlstädter Schützenhauses. Am Freitag, dem 22. Mai 2016, zog der Schutzpatron der Reisenden, der Fuhrleute und Brückenbauer noch einmal um, ein letztes Mal. Denn an der historischen Bruchsteinbrücke, die am Ende der Quellenstraße über die Strothe führt, wird der heilige Christophorus nun über Wanderer und Radfahrer wachen.“

In der „Schlänger Zeitung“ konnte man am 23. Mai 2016 u.a. lesen: „Heinz-Jürgen Göbel (Heimatpfleger im Schützenverein Kohlstädt) und Frank Grote (Vorsitzender des Schützenvereins Kohlstädt) nutzten die Einweihungsfeier, um sich bei den ehrenamtlichen Mithelfern zu bedanken. Im Einzelnen waren das Friedel Bockhof, Manfred Richts, Arnold Bludau, Walter Bierwirth, Jens Geise und Stefan Kuhlemeier. Dankbar zeigte sich Göbel auch für die großzügige Unterstützung durch verschiedene Betriebe.“

Bei der Aufstellung mit dabei war auch Sven Christiansen, der sein Werk in den „Ruhestand“ verabschiedete.

Skulptur des heiligen Christophorus - ein neuer Blickfand an der alten Brücke. Foto: Ansgar Hoffmann, 2016

Skulptur des heiligen Christophorus – ein neuer Blickfang an der alten Brücke.
Foto: Ansgar Hoffmann, 2016

Der Förderverein Ortsgeschichte Schlangen hat eine kleine Informationstafel in Auftrag gegeben. Der Text lautet: „Kohlstädt und Oesterholz gehören seit der Gründungszeit der Kirche in Schlangen – wahrscheinlich um 780 – zum Kirchspiel Schlangen.

Im Schlänger Kirchturm wurde 1970 ein Wandbild des heiligen Christophorus aus dem 13. Jahrhundert freigelegt. Es ist die älteste Darstellung dieses Heiligen in Westfalen.

Im Zusammenhang mit der Wanderausstellung ‚Christophorus in Westfalen‘ hat der Forstwirt Sven Christiansen 2015 mit Kettensägen die Skulptur des Heiligen aus dem Stamm einer jahrhundertealten Eiche der Fürstenallee gestaltet. Die Abteilung Heimatpflege des Schützenvereins von 1825 Kohlstädt e.V. führte 2016 die Aufstellung an der historischen Strothebachbrücke durch.

Christophorus war einer der Vierzehn Nothelfer und ist heute besonders als Schutzheiliger der Reisenden bekannt.“

(Publiziert am 12. August 2016)

St. Christophorus-Kirchengemeinde in Ladbergen – Wie die Gemeinde zu ihrem Namensheiligen kam (gekommen sein könnte)

 Von Elke Matyssek

1961 wurde unsere erste Christophorus-Kirche am Tannenhof eingeweiht – auch Notkirche genannt: sie tat not nach der Not der Vergangenheit, in der Not der Diasporasituation. Nachforschungen zur Namensgebung „Christophorus“ bei Institutionen und bei Gemeindemitgliedern, die damals schon dabei waren, brachten nicht die erhofften Auskünfte, gaben uns vom Arbeitskreis Liturgie aber den Gedankenspielraum zu der Frage:
Wie könnte es damals gewesen sein, dass die kleine katholische Gemeinde in Ladbergen sich St. Christophorus zum Namenspatron ausgewählt hat? Dem wollten wir nachspüren.

Es wurde spontan klar, dass wir zu den Anfängen zurück mussten, in das Jahr 1945, als die ersten katholischen Flüchtlinge in das evangelische Ladbergen kamen, beladen nicht nur mit der wenigen Habe, schwer beladen noch mit der Last von allem, was Krieg bedeutet. Das mussten und wollten sie hinter sich lassen und einen Neubeginn wagen. Heimat im Glauben, das spürten sie, war lebensnotwendig! Hier möchte ich ein herzliches Dankeschön sagen unseren evangelischen Mitchristen, die damals mit Räumlichkeiten und sicher auch manchem gutem Werk und Wort geholfen haben!

Gehen wir in die Zeit vor 1961: Welche Bilder, Gedanken, Empfindungen mögen damals gekommen sein, als es klar wurde, einen eigenen Namen als Gemeinde zu bekommen: Freude, Stolz, Hoffnung, Erwartung.

Fragen werden laut: Wer soll unser Namenspatron werden? Wonach sollen wir auswählen? Irgendwie wird wohl jedem klar gewesen sein, dass Gemeinde und Namenspatron in einer Beziehung zueinander stehen sollten; dass auf ihn geschaut werden darf als Wegweisung für das eigene Leben und das der Gemeinde. Es ist gut vorstellbar, dass etliche Gemeindemitglieder damals und besonders auch die Flüchtlinge ihr Leben in der Christophorus-Legende wie in einem Spiegel sehen konnten: Krieg, Vertreibung, Flucht, unterwegs sein, sich immer wieder neu orientieren müssen, eine oft vorläufige Bleibe suchen und finden …

Die große, kräftige Gestalt des Heiligen Christophorus im Innenhof der St. Christophorus-Kirche in Ladbergen, Kreis Steinfurt. Foto: A. Fenker, 1980

Die große, kräftige Gestalt des Heiligen Christophorus im Innenhof der St. Christophorus-Kirche in Ladbergen, Kreis Steinfurt.
Foto: A. Fenker, 1980

1980 wurde unsere jetzige Christophorus-Kirche eingeweiht. Sie hat die Form eines Zeltes, die uns immer wieder daran erinnert, dass wir unterwegs sind zu dem, den wir als Christen schon im Herzen tragen …

Schauen wir doch öfter unseren Christophorus im Innenhof an, den Wanderer in der Welt und zwischen den Welten! Er hat so einen verschmitzt-wissenden, geheimnisvoll-versonnenen Ausdruck im Gesicht. Das Kind auf seiner Schulter hält in der linken Hand die Weltkugel und segnet mit der rechten Hand. Seien wir füreinander mehr und mehr Christusträger!

(Die Auszüge wurden der 2005 von der Katholischen Kirchengemeinde St. Christophorus in Ladbergen herausgegebenen Publikation „Nicht aus Steinen, sondern aus Menschen gebaut – 25 Jahre St. Christophorus-Kirche in Ladbergen“ entnommen.)

Die Christophorus-Statue steht im Innenhof der 1980 eingeweihten jetzigen Christophorus-Kirche. Geschaffen wurde sie 1979 von dem Künstler Dr. Egon Lichte aus Coesfeld, der im Hauptberuf als Zahnarzt tätig war. Egon Lichte gestaltete auch den Korpus für das Kreuz, die Muttergottes – sowie die Johannes-Statue, den Kreuzweg, drei Engel der Taufkapelle, die Abdeckung des Taufsteines und symbolhafte Türgriffe. Egon Lichte ist am 28. Januar 2002 verstorben.

Die von Heinz Wiemann und Ansgar Hoffmann erarbeitete Ausstellung „Christophorus in Westfalen“ wird in der Zeit vom 11. September 2016 bis zum
2. Oktober 2016 in der St. Christophorus-Kirche in Ladbergen (Tecklenburger Land/Kreis Steinfurt) zu sehen sein.

(Publiziert am 10. Mai 2016)

 

Von der „Legenda aurea“ und der Dreiblattpalmette

„Christophorus hieß vor seiner Taufe Reprobus, darnach ward er Christophorus genannt, das ist: der Christus trägt.“ So beginnt die im 13. Jahrhundert in lateinischer Sprache zu Papier gebrachte Legende über den Heiligen Christophorus. Erzähler ist der 1228 bei Genua geborene Dominikaner Jacobus de Voragine. Von einer Taufe und dem Namen Reprobus ist in den Ausführungen nicht weiter die Rede. Es handelt sich durchgängig um Christophorus. Jacobus de Voragine hat die Christusträger-Darstellung seiner Legendensammlung „Legenda aurea“ (Goldene Legende) hinzugefügt.

In seiner grundlegenden Untersuchung zur Kultgeographie und Legendenbildung des Mittelalters (Titel: Der Hl. Christophorus – Seine Verehrung und seine Legende, Leipzig 1937) teilt Hans-Friedrich Rosenfeld mit: „Heimisch geworden in den Literaturen fast aller abendländischen Völker ist die Christusträger-Legende vor allem durch die Aufnahme in die ‚Legenda aurea‘ des Jacobus von Voragine.“ Von der Bedeutung der Sammlung ist u.a. auch Yvonne Biermann überzeugt: „Durch die ‚Legenda aurea‘ erlangte die Heiligenlegende bei der Bevölkerung große Verbreitung und Beliebtheit. Sie bestimmte … nachhaltig die Ikonographie des Heiligen Christophorus.“ (Titel: Standort und Funktion von Christophorusfiguren im Mittelalter, Heidelberg 2003).

In der Christophoruserzählung der „Legenda aurea“ finden sich Hinweise auf das „Wunder des grünenden Stabes“. Der Christusträger war ein Mann „von gewaltiger Größe“, dem es in den Sinn kam, „dass er den mächtigsten König sollte suchen, der in der Welt wäre“. Auf der letzten Station seiner Suche „nahm er eine große Stange in seine Hand, darauf stützte er sich im Wasser und trug die Menschen alle hinüber ohne Unterlass“.

Nachdem er unter Lebensgefahr Christus als Kind durch den reißenden Fluss zum anderen Ufer gebracht hatte, erfuhr Christophorus, dass er keine gewöhnliche Last getragen hatte. „Denn wisse, ich bin Christus, dein König, dem du mit dieser Arbeit dienst. Und damit du siehst, dass ich die Wahrheit rede, so nimm deinen Stab, wenn du wieder hinüber gegangen bist, und stecke ihn neben deiner Hütte in die Erde, so wird er des Morgens blühen und Frucht tragen. Damit verschwand er vor seinen Augen. Christophorus aber ging hin und pflanzte seinen Stab in die Erde; und da er des Morgens aufstand, trug der Stab Blätter und Früchte als ein Palmenbaum.“

 

Ausschnitt aus dem Christophorus-Wandbild (13. Jahrhundert) im Kirchturm zu Schlangen. Foto: A. Hoffmann, 2015

Ausschnitt aus dem Christophorus-Wandbild (13. Jahrhundert) im Kirchturm zu Schlangen. Foto: A. Hoffmann, 2015

„Blätter als ein Palmenbaum“ trägt der Stecken des Christophorus in der Seccodarstellung aus dem 13. Jahrhundert im Schlänger Kirchturm – und weist damit auf die „Legenda aurea“ als wahrscheinliche Informationsquelle hin. In einer Handschrift, die Hans-Friedrich Rosenfeld dem 15. Jahrhundert zuordnet, wird die Bestätigung der Erscheinung Christi auf andere Weise dargestellt: Der Stab ergrünt bereits im Wasser in der Hand des Christophorus.

In der einen oder anderen frühen bildlichen Darstellung wurden dem Stab als Zeichen des Ausschlagens auch Wurzeln hinzugefügt. Das wiederum regte Maler an, die hölzerne Stütze mit „Blättern und Früchten“ gleich in einen ausgerissenen Baumstamm mit Wurzeln und Zweigen zu verwandeln. Diese Veranschaulichung passte dann auch ganz gut zur Riesengröße und Kraft des Heiligen. In der Münsterkirche in Herford erhält der obere Teil des Stabes der großen Christophorusstatue in jedem Jahr zu Pfingsten üppige Zweige frischen Birkengrüns.

Als weitere Beispiele für die Gestaltung der Stabspitze sei hingewiesen auf nicht näher bestimmbare Blattornamente, auf Eichenzweige mit Blättern und Eicheln sowie auf Birnbaumzweige mit Birnen.

Die wunderbare Bestätigung des Dienstes an Christus wird in Schlangen symbolhaft durch eine lilienartige rote Dreiblattpalmette zum Ausdruck gebracht. Palmetten (französisch: Palmbäumchen) haben es schon lange vor der Christophorus-Zeit zu Ehren gebracht. Als Schmuckmotiv waren sie bereits in der babylonischen Kunst beliebt. In der assyrischen Welt galten sie als Lebensbäume.

 

Schlänger Dreiblattpalmette in der St. Marien-Kirche zu Heessen – Christophorus und der Bildhauer Joseph Krautwald

 

Von dem Stab des Christophorus zum Wanderstab der Wanderarbeiter – symbolisch gesehen:

Bedingt durch die „zu schmale Basis der wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten“ in der Heimat waren 1790 aus Schlangen bereits 36 Ziegler und Torfstecher als Wanderarbeiter „in der Fremde“ tätig (Einwohnerzahl 1778: 547). 1910 wurden amtlicherseits 286 Schlänger Ziegler und 96 Maurer als Wanderarbeiter verzeichnet (Einwohnerzahl: 1.935).

Nachdem Heinrich Beumer Ende des 19. Jahrhunderts in Ahlen eine moderne Dampfziegelei aufgebaut hatte und ihr 1905 in Heessen ein zweites Werk hinzugefügt worden war, „tichelten“ auf jeder der beiden Ziegeleien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeitweise bis zu 30 Ziegler aus Schlangen – unter der Leitung tüchtiger Schlänger Ziegelmeister. Schon vor der „Beumer-Zeit“ hatten Schlänger Wanderarbeiter auf kleinen bäuerlichen Ziegeleien in Heessen eine Beschäftigung gefunden.

Auf den Spuren der Wanderarbeitergeschichte arbeitete Heinz Wiemann in den 1980er Jahren mit dem Heimatpfleger Bernard Droste in Hamm-Heessen zusammen. Zu den Ergebnissen zählten u.a. Treffen ehemaliger Ziegler in Heessen und Schlangen im Rahmen abwechslungsreicher Programme.

Die „Hammer Zeitung“ berichtete in ihrer Ausgabe vom 14. Juni 1986: „Zwischen Heessen und der Gemeinde Schlangen im Kreis Lippe besteht eine rund 100 Jahre alte Beziehung, an die Konrektor Heinz Wiemann erinnerte, als er dem Vorsitzenden des Kirchbauvereins St. Marien, Bernard Droste, einen denkwürdigen Stein für die neue Kirche überbrachte.“ An der am 13. Dezember 1986 eingeweihten St. Marien-Kirche in Hamm-Heesen haben viele gebaut: Gruppen, Institutionen, zahllose Gläubige aus aller Welt. Mit besonderer Tatkraft förderten Pfarrer Hubert Herbig und der 1922 in Heessen geborene Bernard Droste das Werk. Auf Letzteren geht auch der Anstoß zum Kirchbau zurück. „In den Wirren der Kriegsjahre hat Bernard Droste der Gottesmutter Maria geschworen, zu ihren Ehren eine Kirche zu errichten, wenn sie ihn das Trommelfeuer der Granaten nur unversehrt überstehen lasse.“ (Mitteilung von Pfarrer Werner Lohle).
Mit einem hohen Maß an Kreativität und Beharrlichkeit gelang es dem Vorsitzenden des Kirchbauvereins, Paten für die neue Kirche zu gewinnen. Zu ihnen gehörten natürlich auch die ehemaligen Schlänger Ziegler. Sichtbaren Ausdruck fanden die Patenschaften durch die Einbeziehung denkwürdiger „Paten-Steine“ in eine besondere Wand in der Kirche.

Bei dem Stein aus Schlangen handelt es sich um einen Gewichtsstein der Kirchturmuhr, der 1894 durch gusseiserne Gewichte ersetzt worden war. Heinz Wiemann bat einen guten Bekannten, den Bildhauer Joseph Krautwald in Rheine, die Dreiblattpalmette der Schlänger Christophorusdarstellung in den Stein zu meißeln – als Hinweis auf die Herkunft. Dabei mag dem einen oder anderen auch in den Sinn kommen, dass Christophorus als Schutzpatron der Menschen gilt, die unterwegs sind.

 

Bildhauer Joseph Krautwald (Rheine) hat den alten Gewichtsstein de Schlänger Kirchturmuhr mit der Dreiblattpalmette ausgestattet. Foto: H. Wiemann, 1986

Bildhauer Joseph Krautwald (Rheine) hat den alten Gewichtsstein der Schlänger Kirchturmuhr mit der Dreiblattpalmette ausgestattet. Foto: H. Wiemann, 1986

 

Mit der Patenschaftsurkunde und einer Geldspende im Gepäck machten sich die ehemaligen Schlänger Ziegler und Angehörige am 15. November 1986 auf den Weg nach Hamm-Heessen. Im Kirchenneubau nahmen sie die besondere Wand in Augenschein. Bernard Droste erläuterte die Bedeutung der bemerkenswerten Steine in unmittelbarer Nachbarschaft des eingebauten Geschenkes aus Schlangen. Und das sind die Nachbarn: Ein Krönungsstein aus der Kathedrale zu Rottenburg, ein steinerner Tierkopf aus der Burg Geinegge, ein Kreuzblumenfragment aus der Kathedrale zu Belem, ein Kapitell aus dem Dom zu Speier, ein Stein aus dem Aachener Dom aus karolingischer Zeit und ein Stein aus dem Maßwerk der Kathedrale zu Palermo.

In der weiteren Umgebung des Patengeschenkes aus Schlangen sind u.a. zu entdecken: Ein Stein aus dem alten Rathaus in Münster (1280), ein Kapitellfragment aus der St. Pauls-Kathedrale in London, ein Doppelkapitell aus der Wartburg, ein steinerner Engelskopf aus der Stadtkirche zu Wittenberg, ein Stein aus einer Hauswand in Nazareth, ein Säulenfragment aus dem Kloster Sagorsk bei Moskau. Papst Johannes Paul II. hat einen Stein aus dem Petrusgrab übermittelt.

Bernard Droste, der auch das Heimatmuseum in Heessen gegründet hat, ist 1998 verstorben. 1999 wurde eine Straße nach ihm benannt.

Der Bildhauer Joseph Krautwald wurde am 7. März 1914 in Borkendorf (Schlesien) geboren. Zu seiner Ausbildung: Er absolvierte zunächst eine Steinmetz- und Bildhauerlehre, besuchte eine Holzschnitzschule und studierte an den Akademien für Bildende Künste in München und Dresden. 1949 ließ sich Joseph Krautwald als Bildhauer in Rheine nieder. Hier ist er am 13. Januar 2003 verstorben. In einem Nachruf heißt es: „Als tiefgläubiger Christ galt sein außergewöhnlich umfangreiches Schaffen vornehmlich Bildwerken sakraler Kunst. Auch seine weltlichen Themen bringen Respekt vor der Würde der gesamten Schöpfung zum Ausdruck.“

Im sakralen Bereich, dem etwa 80 Prozent seines Wirkens galten, war der Künstler u.a. an 45 Kirchenraum-Innengestaltungen beteiligt. Er schuf 45 Portale für Kirchen und rund 300 Kreuzwege. Die Gesamtzahl der von Joseph Krautwald gestalteten Denkmale ist sehr hoch und lässt sich nicht mehr ermitteln. Der Bildhauer war bis in das hohe Alter hinein tätig.

Als es in Schlangen um die Gestaltung des Dorfbrunnens ging, empfahl Heinz Wiemann, dem Bildhauer Joseph Krautwald die Arbeiten zu übertragen und konzipierte mit ihm das Werk bis in die Einzelheiten. Zu den Reliefmotiven der Geschichtssäule gehörte auch eine Darstellung des Heiligen Kilian, dem Patron der ersten Schlänger Kirche. Die Kilianskirche ist im Blick auf die Geschichte des Dorfes von erheblicher Relevanz. Der Heilige Kilian fand keine Zustimmung bei den Vertretern des Vereins, der den Brunnenbau durchführte. Sie ersetzten den bildlichen Hinweis auf ihn durch eine Darstellung von weitaus geringerer Bedeutung und durchkreuzten damit auch das schlüssige Gesamtgestaltungskonzept – ohne Absprache mit H. Wiemann.

 

Die Dreiblattpalmette an der Geschichtssäule des 1987 eingeweihten Dorfbrun-nens in Schlangen. Foto: A. Hoffmann, 2015

Die Dreiblattpalmette an der Geschichtssäule des 1987 eingeweihten Dorfbrunnens in Schlangen. Foto: A. Hoffmann, 2015

Um dann aber doch der dörflichen Kirchengeschichte einen Platz einzuräumen, bestellten die Auftraggeber beim Künstler eine kleine Platte mit einer Nachbildung der Dreiblattpalmette des Christophorus-Wandbildes im nahen Kirchturm. Die Platte gehört zu den Verbindungsstücken zwischen den drei großen gewölbten Tafeln des Bronzedenkmales.

Der am 12. Juni 1987 eingeweihte Dorfbrunnen blieb nicht das einzige Werk des Joseph Krautwald in Schlangen. Es folgten das Ziegenhüterdenkmal (1990), das Ausruferdenkmal (1991) und das Gänsedenkmal (2004) mit den in den 1990er Jahren geschaffenen Tierdarstellungen.

Die beiden Nachbildungen der Schlänger Dreiblattpalmette führten nicht zur ersten Begegnung des Bildhauers in Rheine mit dem Heiligen Christophorus und seiner Legende. Eines der Felder des Hofes Fleer-Gesenhuis grenzt an die schmale Bundesstraße 474 zwischen Epe und Ahaus im Münsterland. An der Straße ist in den 1970er Jahren ein Nachbarkind tödlich verunglückt, und Landwirt Bernhard Fleer wurde zweimal angefahren. 1984 ließ der damals 86jährige Landwirt eine steinerne, 2,50 Meter hohe Christophorus-Statue schaffen und auf dem Feld am Straßenrand aufstellen – allen Verkehrsteilnehmern zum Schutz.

 

 

 

Der obere Bereich des von Joseph Krautwald 1984 geschaffenen Christophorus-Skulptur an der Bundesstraße 474 zwischen Epe und Ahaus. Foto: H. Wiemann, 2015

Der obere Bereich der von Joseph Krautwald 1984 geschaffenen Christophorus-Skulptur an der Bundesstraße 474 zwischen Epe und Ahaus.
Foto: H. Wiemann, 2015

Eine Verwandte des Stifters berichtete, dass sie immer zum Heiligen Christophorus betet, wenn Familienangehörige unterwegs sind, und dass gelegentlich Fußgänger und Radfahrer vor dem Standbild stehen bleiben und ein Gebet sprechen. Bildhauer Joseph Krautwald hat den Christophorus zu Epe gestaltet.

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(Publiziert am 15. Februar 2016)

Christophorus aus dem Stamm einer Fürstenallee-Eiche

In den Monaten Mai und Juni 2015 wurden in der ev.-ref. Kirche zu Schlangen die bereits zu einem großen Teil vorhandenen Exponate der im Aufbau begriffenen Wanderausstellung „Christophorus in Westfalen“ gezeigt. Der Sinn der Ausstellung mit ihren Sonderveranstaltungen bestand u. a. darin, den Schlänger Christophorus mehr ins Gespräch zu bringen, Interesse für seine Geschichte zu wecken und Kenntnisse um die Heiligenverehrung in Westfalen zu erweitern.

Eine Aktion hat in besonderer Weise dazu beigetragen, auch die Popularität der Wandbilddarstellung zu steigern. Zahlreiche Skulpturen sind im Lauf der Geschichte mit Hammer und Meißel und Schnitzmesser geschaffen worden. In Schlangen sollte zu der Wandmalerei im Kirchturm ein Christophorus ins Blickfeld geraten, der durch den Einsatz moderner Technik Gestalt gewonnen hat. Schnitzen mit Kettensägen, auch Carving genannt, ist eine Kunst, die den Weg von Nordamerika nach Deutschland fand. Einer von denen, die mit speziellen Kettensägen gekonnt umgehen und beachtliche Schnitzwerke gestalten können, ist der Forstwirt Sven Christiansen aus Horn-Bad Meinberg. Er bekam den Auftrag, aus dem Mittelstück einer jahrhundertealten Fürstenallee-Eiche einen Christophorus herauszusägen. Dank gilt Förster Gottfried Helmers (Forstrevier Nassesand) für die Beschaffung eines geeigneten Eichenstammes.

Auf einem Lagerplatz am Aschenweg in Oesterholz-Haustenbeck ging Sven Christiansen ans Werk und verwandelte den historischen Eichenstamm mit Hilfe seiner Kettensägen in eine Skulptur des Heiligen Christophorus, der das Jesuskind auf dem Arm trägt. Mit einem Frontlader transportierte Forstwirt Ralf Penke das Standbild – 2,50 Meter hoch und rund 400 Kilogramm schwer – am 16. Mai 2015 vom Sennerand zum vorläufigen Standort auf dem Kirchplatz mitten im Dorf.

Von der Verwandlung eines Eichenstammes und der Reise des Christophorus-Standbildes zum Schlänger Kirchplatz

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Stamm einer Eiche aus dem alten Bestand der Fürstenallee und Forstwirt Ralf Penke. – Erste Konturen der Christophorus-Skulptur sind zu erkennen. – Forstwirt und Kettensägespezialist Sven Christiansen, die Christophorus-Statue und der für Transporte zuständige Forstwirt Ralf Penke. – Christophorus per Frontlader unterwegs zum Kirchplatz in Schlangen. – Denkwürdige Begegnung des neuen Denkmales mit dem Brunnendenkmal. – Die Christophorus-Skulptur mit Blickrichtung zum Kirchturm, in dem das Wandbild aus dem 13. Jahrhundert zu sehen ist. Fotos: A. Hoffmann

Zur Frage des endgültigen Standortes der Christophorus-Skulptur

Der Standort am Kirchturm mit seinem Christophorus-Wandbild aus dem 13. Jahrhundert erwies sich zwar als ideal, war aber vom Anfang der Planungen an als Zwischenstation gedacht. Bei der Suche nach dem endgültigen Ort des „Ruhestandes“ der Eichenskulptur sollten ebenfalls historische Aspekte eine Rolle spielen – wenigstens andeutungsweise.
Der Funktion des Heiligen als Beschützer vor einem plötzlichen Tod entsprechend, gehörten u. a. die Ränder von „Überlandstraßen“ und deren unmittelbare Nachbarschaft, Furten und Brücken, Ortseingänge und Ortsausgänge zu bevorzugten Plätzen für Bilder und Skulpturen des Christophorus. Die Umgebung des ehemaligen Strothe-Stauwerkes Honerla am Fuß des Winterberges in Kohlstädt empfiehlt sich „im Kleinformat“ als geeigneter Standort für den Schlänger Christophorus aus Eichenholz. Die beliebte Station für Wanderer, Radfahrer und Naturfreunde generell hat auch eine besondere Geschichte aufzuweisen. Anno 1882 wurde hier die Bruchsteinbrücke über den Strothebach gebaut. Sie ist 2001 von Heimatfreunden unentgeltlich renoviert worden. „Honerlas Stauwerk“, ein paar Meter entfernt, mit dem notwendigen Steg stammte in seiner ursprünglichen Form aus dem Jahr 1730. Es gehörte zur Oberen Mühle. Der Mühlengraben ist in Resten noch zu sehen. Das weitgehend erhalten gebliebene Stauwerk wurde leider 2008 beseitigt. Durch das Bachbett der Strothe führte einst eine Strecke der Kölnischen Landstraße.

Die Holzskulptur auf einem Bruchsteinsockel nahe dem historischen Brückenbauwerk könnte zu einem Blickfang werden. Sollte sie irgendwann irgendwelchen Baumaßnahmen im Weg stehen, ließe sich sicherlich eine Versetzung bewerkstelligen. Der Fotodesigner Ansgar Hoffmann hat den Christophorus am Strothebach bereits ins Bild gesetzt – als Beitrag zur Diskussion. Erste „Stationierungsgespräche“ sind recht positiv verlaufen.

Ansgar Hoffmann 2015

Ansgar Hoffmann 2015

Möglicher Standort der Christophorus-Skulptur an der historischen Strothebachbrücke am Fuß des Winterberges in Kohlstädt.
Fotomontagen: A. Hoffmann

(Publiziert am 23. August 2015 )

Zwei besonders beeindruckende Christophorus-Darstellungen

Schwester Marie Benedicte Schildkamp gehört zu den Missionsschwestern vom Kostbaren Blut und lebt im Missionshaus in Neuenbeken. Sie wurde in der Kunstschule in Köln zur Keramikerin ausgebildet, kümmerte sich von 1979 bis 1999 um Ebola-Waisenkinder in Zaire (seit 1997 Demokratische Republik Kongo) und hatte auch nach der Rückkehr aus Zentralafrika im Bereich Kunst und Keramik nichts zu schaffen.

Schwester Marie Benedicte Schildkamp in ihrer Keramik-Werkstatt

Schwester Marie Benedicte Schildkamp in ihrer Keramik-Werkstatt

Erst 2006 machte sich ihre „künstlerische Ader“ wieder deutlich bemerkbar. In der kleinen Keramik-Werkstatt des Missionshauses gestaltete Schwester Marie Benedicte erneut beeindruckende Arbeiten aus Ton. Dem Wunsch nach einer Christophorus-Darstellung für die Schlänger Veranstaltung kam sie gern nach. Das Thema hat Schwester Marie Benedicte so stark beschäftigt, dass gleich eine zweite Christophorus-Skulptur Gestalt gewann. Beide Tonfiguren unterscheiden sich in ihren Aussagen, faszinieren zahlreiche Ausstellungsbesucher jedoch in gleichem Maße.

 

 

 

 

 

 

Hl. Christophorus, von Sr. Marie Benedicte 2015 geschaffene Tonfigur

Hl. Christophorus, von Sr. Marie Benedicte 2015 geschaffene Tonfigur

Einer inzwischen erschienenen Bildkarte wurden Sätze des Buchautors Martin Achtnich hinzugefügt: „Christophorus beginnt zu ahnen, worauf er sich eingelassen hat, als er das Kind auf die Schultern nahm. Nicht mehr ‚das Große, das Starke, das Mächtige‘, sondern ein nahes Du. Eine Lebenskraft geht von dieser Begegnung aus. Stärke und Verwundbarkeit, Größe und Kleinheit sind in diesem Kind ganz neu vereint, wie Christophorus es bisher nicht kannte.“

Die Christophorus-Darstellung mit dem fruchttragenden Stab erhielt den folgenden Begleittext: „Er, der so lange gesucht hat, ohne zu wissen wonach – Er, der aus der Tiefe, dem Niedergedrücktsein auferstand, hat ein neues Leben gefunden. Er ist ein anderer geworden. Zum Zeichen dafür bekommt er den neuen Namen: Christophorus, Christusträger. Er trägt nun Christus durchs Leben – Er weist hin auf ihn – durch sein Wort, durch sein Tun, durch sein Wesen. Sein Stab trägt Frucht. Er trägt Frucht.“

Die Bildkarten sind übrigens im Büro der ev.-ref. Kirchengemeinde Schlangen käuflich zu erwerben.

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Hl. Christophorus, von Sr. Marie Benedicte 2015 geschaffene Tonfigur

 

Fotos: A. Hoffmann

(Publiziert am 19. Mai 2015)

Ostinghausener Christophorus in Schlangen

Die Plakate hängen. Die Vorarbeiten zu der Ausstellung „Christophorus in Westfalen“ sind abgeschlossen. Sollte die Ausstellung auf eine so positive Resonanz stoßen wie die Plakate, können die Veranstalter zufrieden sein. Die Ausstellung ist von donnerstags bis sonntags von 14 bis 16 Uhr und außerdem jeweils nach dem Gottesdienst (11.15 Uhr) geöffnet.

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Zurück zum Plakat: Gestaltet hat es Reinhard Peukert, und für die Druckvorstufe und den Druck war Uwe Pax zuständig. Das Foto, von Ansgar Hoffmann aufgenommen, zeigt eines der 1896 geschaffenen Fenster in der Kirche zu Bad Sassendorf-Ostinghausen. Wenn es um „Kirchenfotos“ geht, ist der Foto-Designer Ansgar Hoffmann im Bereich Westfalen besonders gefragt. Seine Aufnahmen sind in einer beachtlichen Zahl von Publikationen zu finden.

(Publiziert am 28. April 2015)

Sechs „legendäre“ Zeichnungen für die Ausstellung

Mit hoher Wahrscheinlichkeit weisen die kleinen Figuren auf der Wandmalerei im Schlänger Kirchturm auf Stationen aus dem Leben des Heiligen Christophorus hin. Leider sind diese Darstellungen in einem schlechten Erhaltungszustand.

In der von Heinz Wiemann und Ansgar Hoffmann erarbeiteten Ausstellung „Christophorus in Westfalen“ wird auf sechs besonderen Tafeln die Legende des Christophorus, der ursprünglich Reprobus hieß, erzählt. Der Text fußt auf der Legenda aurea, einer berühmten Sammlung von Heiligengeschichten, die Jacobus de Voragine zusammengetragen hat. Das Werk ist zwischen 1263 und 1273 entstanden.

Die sechs Legendenabschnitte tragen die folgenden Überschriften:
Reprobus und der König – Reprobus und der Teufel – Reprobus und der
Einsiedler – Christus und Reprobus – Aus Reprobus wird Christophorus – Christophorus und die beiden Dirnen.

Reprobus und der Teufel - Zeichnung von Heike Preier aus dem Chritophorus-zyklus

Reprobus und der Teufel – Zeichnung von Heike Preier aus dem Christophorus-Zyklus

Die Legende in Textform reichte den beiden Kuratoren nicht. Sie suchten nach einer Illustration. Welches Bildmotiv bietet sich sofort an? Der Riese Christophorus mit Christus, letzterer in der Gestalt eines Kindes. Dazu schreibt der Kunsthistoriker Dr. Dirk Strohmann: „Ausgehend vom Text der Legenda aurea entwickelte sich in der spätmittelalterlichen Kunst die Fokussierung der Heiligendarstellung auf die Wiedergabe des Riesen, der, auf einen Stab gestützt, Christus über den Fluss trägt, zur gängigen Bildtradition. Diese fand ihren Niederschlag in unzähligen ähnlichen Bildformulierungen des 14. bis 16. Jahrhunderts.“

Nun sollten in Schlangen alle sechs Legendenabschnitte jeweils ein Bild erhalten. Sechs Szenen aus dem Leben des Christophorus galt es zu malen oder zu zeichnen. Eine Künstlerin war schnell gefunden. Sie heißt Heike Preier, wurde 1968 geboren und wohnt in Bischberg im oberfränkischen Landkreis Bamberg. Stationen ihres Lebens: Studium der Klassischen Archäologie, Leitung archäologischer Ausgrabungsprojekte, Ausbildung in Malerei und Drucktechniken, Lehrauftrag im Fach Archäologie, Lehrtätigkeit im Fach Malerei.

Heike Preier zeichnete sechs Bilder für die Ausstellung „Christophorus in Westfalen“.

Heike Preier zeichnete sechs Bilder für die Ausstellung „Christophorus in Westfalen“.

Heike Preier hat mit ihren künstlerischen Arbeiten Einzelausstellungen bestritten und an Gruppenausstellungen teilgenommen – und sie hat sich als Buchillustratorin einen Namen gemacht.

Der im Verlag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz herausgegebene Band „Als den Bildern Flügel wuchsen“ wurde von ihr mit rund 130 spätmittelalterlichen bildlichen Darstellungen ausgestattet. Sie sind eine Augenweide.

Heike Preier ist es gelungen, auch zu den sechs Lebensabschnitten des Reprobus, der zum Christophorus (=Christusträger) wurde, sehenswerte, „lebensnahe“ Zeichnungen zu schaffen. Um Landschaft und Räume mit „Tiefenwirkung“ vor Augen zu führen, wurden als Techniken die Kreuzschraffur und Sfumato gewählt. Gestalterisch sind die Legendenbilder in die Zeit des frühen Mittelalters gesetzt.

Was die Künstlerin wiederholt betont hat: „Das Thema bereitet mir sehr viel Freude.“

(Publiziert am 24. April 2015)

Zur Technik der Seccomalerei

Von Marion C. Rausch

Vorbemerkungen: Das 1970 freigelegte und restaurierte Christophorus-Wandbild im Kirchturm der ev.-ref. Kirchengemeinde Schlangen ist die älteste Darstellung des Heiligen in Westfalen.

Sie „ist um oder kurz nach 1250 zu datieren“ und war kurz nach der Entdeckung vor 45 Jahren als Fresko in die Geschichtsschreibung eingegangen. Bei den Vorarbeiten zu der Ausstellung „Christophorus in Westfalen“ waren Heinz Wiemann im Hinblick auf die Maltechnik Zweifel gekommen. Er bat die Diplom-Restauratorin Marion Christiane Rausch aus Witten, Expertin für Wandmalerei und Wandputz, um eine Untersuchung. Die optische Begutachtung im Mai 2014 erbrachte eindeutig das Ergebnis: Die Malerei in Schlangen wurde nicht als Fresko, sondern als Secco ausgeführt.

Zur Veranschaulichung der Technik der Seccomalerei fertigte Marion C. Rausch im Auftrag von Heinz Wiemann vier Musterplatten an (jede 70 cm x 70 cm groß) und fügte ihnen Erläuterungen der einzelnen Arbeitsschritte hinzu. Es folgen die Abbildungen der Tafeln und die Wiedergabe der Hinweise zur Maltechnik:

Die vorliegenden Musterplatten veranschaulichen den klassischen Aufbau der Seccomalerei, einer mittelalterlichen Wandmalerei in Kalkmaltechnik.

Bei dieser Malweise handelt es sich um eine Bemalung, die auf einer trockenen Kalktünche, die auf einer trockenen Putzschicht liegt, ausgeführt wird. Es gibt allerdings auch Mischformen, bei denen die Putze und/oder die Tünchen vor der Bemalung noch nicht komplett ausgetrocknet waren und die aufgebrachte Bemalung zusätzlich noch eine Einbindung an den Untergrund erfuhr.

Bei der reinen Freskomalerei werden die mit Wasser angerührten Pigmente direkt in den feuchten Putz gemalt und dort während des Carbonatisierungsvorgangs fest mit eingebunden.

Musterplatte 1

01Dargestellt ist ein klassischer Putzaufbau mit einem gröberen Unterputz und einer darüber liegenden feineren Putzschicht. Verwendet wurden in der Regel Kalksandputze; dafür kamen oftmals regionale Sande zum Einsatz.









Musterplatte 2

02Auf die Putzschichten wurde eine Kalktünche aufgetragen, die bereits leicht eingefärbt sein konnte. Verwendet wurde dafür Sumpfkalk, der mit Wasser zu einer Lasur verdünnt wurde. Manchmal wurden in die Lasuren sehr geringe Mengen Öl, entrahmte Milch oder Leime einemulgiert, um eine bessere Haftung zu erzielen. Für eine gut deckende Tünche sind mehrere Lasuraufträge nötig.





Musterplatte 3

03Auf der Tünche wurde zunächst die Vorzeichnung angelegt. Dies erfolgte in der Regel mit lockerem Pinselstrich. Verwendet wurde dafür häufig roter oder gelber Ocker, der leicht mit Kalkwasser gebunden wurde. Für grafische Elemente wie z.B. Horizontlinien ritzte der Maler die Tünche. Um einen runden Nimbus vorzuzeichnen, wurde zentral ein Nagel fixiert und mit einem an einem Band befestigten Reißnagel die Kreisform eingeritzt.

Dass von vielen Malereien hauptsächlich die Vorzeichnung erhalten geblieben ist, liegt daran, dass die Kalktünche oftmals noch nicht komplett abgetrocknet war und die Vorzeichnung wie bei einem Fresko eingebunden wurde. Sie ist somit eine sehr feste Verbindung mit dem Untergrund eingegangen.

Musterplatte 4

04Nachdem die Vorzeichnung angelegt worden war, wurde das Wandbild gemalt. Als Pigmente wurden hauptsächlich Erdpigmente verwendet – gelber Ocker, roter Ocker, grüne Erde, Umbra. Zudem gab es Eisenoxide, die je nach Brenntemperatur gelb, rot oder schwarz sein konnten. Außerdem wurden reiner Sumpfkalk oder Kreiden für weiße Farben und Verkohlungen von Reb- und Tresterrückständen sowie Knochen für die Herstellung von schwarzen Pigmenten genutzt.

Als Bindemittel wurde Sumpfkalk verwendet, dem wie bei der Tünche für eine bessere Haftung geringe Mengen an Öl oder Proteinen beigemischt sein konnten.

Die Darstellung des Schlänger Christophorus auf der Musterplatte ist spekulativ. Da sich hauptsächlich die Unterzeichnung erhalten hat, weiß niemand, wie die Malerei ursprünglich ausgesehen hat. Somit ist die hier gezeigte Darstellung lediglich eine Interpretation aufgrund der noch erhaltenen Reste.

Die von Marion C. Rausch geschaffenen Tafeln zur Veranschaulichung der Seccomaltechnik wurden in die Ausstellung „Christophorus in Westfalen“ (Kuratoren: Heinz Wiemann und Ansgar Hoffmann) in der Kirche der ev.-ref. Kirchengemeinde Schlangen einbezogen. Die Ausstellung konnte am 3. Mai 2015 bis zum 17. Juni 2015 besichtigt werden. Fünf Fotos: A. HoffmannDie von Marion C. Rausch geschaffenen Tafeln zur Veranschaulichung der Seccomaltechnik wurden in die Ausstellung „Christophorus in Westfalen“ (Kuratoren: Heinz Wiemann und Ansgar Hoffmann) in der Kirche der ev.-ref. Kirchengemeinde Schlangen einbezogen. Die Ausstellung konnte am 3. Mai 2015 bis zum 17. Juni 2015 besichtigt werden. Fünf Fotos: A. Hoffmann

(Publiziert am 1. Juli 2015)

Ein Wandbild des heiligen Christophorus aus dem 13. Jahrhundert

Von Hilde Claussen

In der romanischen Turmhalle der Pfarrkirche zu Schlangen wurde im Januar 1970 ein großes Wandbild des heiligen Christophorus entdeckt, das unter jüngeren Anstrichen verborgen war.
Es ist die älteste bisher bekannte Darstellung dieses Heiligen in Westfalen und verdient deshalb eine eingehende Betrachtung. Zum besseren Verständnis des Bildes sei unserer Betrachtung die Geschichte des Heiligen vorangestellt.

Legende: Christophorus trug Christus und die Welt auf seinen Schultern

Nach der legendarischen Überlieferung – wie sie am besten in der Legenda Aurea des Jacobus de Voragine nachzulesen ist – war Christophorus ein heidnischer Riese von gewaltiger Größe. Er hatte den Wunsch, dem mächtigsten aller Herren zu dienen und trat deshalb zunächst in den Dienst eines Königs, der als der Größte in der Welt galt. Als Christophorus jedoch sah, dass der König sich vor dem Teufel fürchtete, ging er von ihm fort und verdingte sich dem Teufel. Bald bemerkte er jedoch, dass auch dieser nicht der mächtigste war, denn er floh vor jedem Kreuze aus Furcht vor Christus dem Gekreuzigten. So verließ Christophorus auch den Teufel und begab sich auf die Suche nach Christus. Er gelangte endlich zu einem Einsiedler, der ihn in der Lehre Christi unterwies und ihm zunächst empfahl, dem mächtigsten aller Könige durch Fasten und Beten zu dienen. Dem Riesen widerstrebte jedoch solcher Dienst. Darauf riet ihm der Einsiedler, bedürftige Reisende über einen reißenden und gefährlichen Fluss zu tragen, den sie allein nicht zu überqueren vermochten. Auch bei solchem Dienst könne er hoffen, dass sich ihm Christus eines Tages offenbaren werde. Christophorus folgte dem Rat, erbaute sich eine Hütte am Ufer des Flusses und trug ohne Unterlass Menschen über den reißenden Strom. Eines Nachts hörte er einen dreimaligen Ruf und fand am Ufer ein Kind, das bat, es über den Strom zu tragen. Christophorus setzte das Kind auf seine Schulter und ergriff seinen Stab, der ihm im Wasser als Stütze diente. Während er durch den Fluss schritt, schwoll das Wasser immer höher an, und das Kind auf seiner Schulter wurde schwerer und schwerer, sodass ihn dünkte, die Last der gesamten Welt drücke ihn nieder. Nur mit Mühe erreichte er das andere Ufer. Dort gab sich ihm das Kind als Christus zu erkennen: „Du hast nicht allein die Welt auf Deinen Schultern getragen“ – so heißt es in der Legenda Aurea – „sondern auch den, der die Welt erschaffen hat. Denn wisse, ich bin Christus, Dein König, dem Du mit dieser Arbeit dienest.“ Das Kind hieß ihn, nach der Rückkehr seinen Stab in die Erde zu stecken. Am nächsten Tage blühte der Stab und trug Frucht, ein Zeichen dafür, dass Christophorus wahrhaftig den Heiland getragen hatte.

Ein Riese als Patron der Reisenden


Zeichnung der Christophorus-Darstellung der Münsterkirche in Bonn. Das Wandbild aus der Zeit um 1200 kommt dem Schlänger Christophorus verhältnismäßig nahe.

Die einprägsame Legende des heiligen Riesen und Christusträgers war allen mittelalterlichen Gläubigen vertraut. Christophorus, der zu den vierzehn Nothelfern gehörte, galt als Patron der Reisenden. Vor allem wurde er als Beschützer vor jähem Tod verehrt, wie dies auch in dem Wandbild von Schlangen zum Ausdruck gebracht ist. – Die Darstellung des Heiligen befindet sich an der Südwand des gewölbten Turmraumes der Schlänger Kirche. Die Gestalt des Riesen – von etwa dreieinhalb Meter Größe – ist streng frontal angeordnet. Sie nimmt die ganze Höhe des Wandfeldes ein – oberhalb eines Sockelstreifens, der anscheinend unbemalt war. Der Nimbus des Heiligen reicht fast bis zum Gewölbescheitel. Der Maler war offenbar bestrebt, den nach der Legende 12 Ellen messenden Riesen so groß wie möglich darzustellen. Das Wandgemälde ist im oberen Teil relativ gut erhalten, im unteren nur noch schwach sichtbar. Bei der Restaurierung sind die Fehlstellen nur behutsam eingetönt worden, auf Ergänzungen wurde weitgehend verzichtet, da fast jeder ergänzende Strich ins Ungewisse und damit rasch zu einer Verfälschung führt. Auch so erkennt man noch die wesentlichen Züge der Darstellung. Der Schlänger Christophorus ist bartlos und erscheint jugendlich. Sein Antlitz wird von kurzen gleichmäßig gedrehten Locken umrahmt. Er trägt ein ockerfarbenes gegürtetes Ärmelgewand, das bis zu den Waden herabreicht, und darüber einen Mantel, der vor der Brust durch eine Schließe zusammengehalten wird. Das Gewand ist seitlich über dem Gürtel gerafft und hängt bauschig herab. Man erkennt auch noch eine am Gürtel befestigte Tasche. Christophorus umfasst mit der Rechten den „kleinen Heiland“, der auf seinem Arm sitzt mit segnend erhobener Hand. In der Linken hält Christophorus einen Stab, dessen „wunderbares Blühen“ durch eine lilienartige rote Dreiblattpalmette an der Spitze des Stabes symbolisch zum Ausdruck gebracht ist. Um die Füße des Heiligen, die nur noch in den schwachen roten Konturen der Vorzeichnung sichtbar sind, ist keine Spur von Farbe vorhanden, die auf eine Bodenzone oder Wasser hindeuten könnte. Allem Anschein nach stand der Heilige vor neutralem Grund, wie dies bei hochmittelalterlichen Darstellungen des Christophorus häufiger der Fall ist, während man ihn im Spätmittelalter üblicherweise im Wasser watend abgebildet hat.

Ein Wandbild des heiligen Christophorus aus dem 13. Jahrhundert – Seitliche Figuren nicht gut zu erkennen

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Die älteste Darstellung des heiligen Christophorus in Westfalen im Erdgeschoss des Schlänger Kirchturmes. Zum Wandbild des Riesen gehören zu beiden Seiten Figuren, die leider nicht gut erhalten sind. (Foto: A. Hoffmann, 2014)

Der Christophorus in Schlangen ist von kleinen Figuren oder Szenen umgeben, die noch beiderseits von ihm sichtbar sind, leider in schlechtem Erhaltungszustand. Sie gehören zum ursprünglichen Bildbestand. Ganz links am Rande des Bogenfeldes erkennt man eine gehörnte Teufelsfratze und etwas von ihr entfernt zwei schlanke, stehende Frauen mit gesenkten Köpfen. Zwischen diesen und Christophorus ist ein sitzender Mann, halb abgewandt von den Frauen zu sehen. Er hält in einer Linken einen Stab, der sich am oberen Ende verbreitert. Rechts im Bildfeld mit dem Rücken zu Christophorus steht vorgebeugt ein bärtiger Alter, der sich wahrscheinlich einer ihm ehemals gegenüberstehenden Gestalt zuwendet. Reste einer jüngeren Malschicht verunklären hier und oberhalb des alten Mannes das ursprüngliche Bild. Die seitlichen Figuren oder Figurengruppen, die gleichzeitig mit der Gestalt des Heiligen entstanden sind, standen wohl auch thematisch mit ihm in Zusammenhang. Wahrscheinlich gaben sie Begebenheiten aus der oben berichteten Christusträgerlegende und der sogenannten Passio des Heiligen wieder, seiner Leidensgeschichte um des Glaubens willen, die mit dem Martyrium endete. Die Frauen mit den gesenkten Köpfen könnten vielleicht die beiden Dirnen sein, die Christophorus verführen sollten, als er wegen seines Christentums eingekerkert war. Sie wurden jedoch von ihm bekehrt. Bei dem alten Mann mit Bart könnte es sich um den Einsiedler handeln, der Christophorus den Rat gab, Reisende über den gefährlichen Fluss zu tragen. Eine ganz sichere Deutung lässt der fragmentarische Befund nicht mehr zu.

„… keinesfalls eines plötzlichen Todes sterben.“

Zum ursprünglichen Bildbestand gehörte auch eine nur noch schwer lesbare unvollständige Inschrift, deren Entzifferung einem besonderen Kenner mittellateinischer Texte zu verdanken ist. Die Inschrift befindet sich wahrscheinlich nicht zufällig links im Bildfeld unmittelbar neben der Hand von Christophorus, mit der dieser den Heiland trägt. In ihr ist ausgesprochen, was sich der mittelalterliche Christ von Christophorus erhoffte. Der Text lautet:

SCRSTOFORI FA

CIEM..MQVE TV

ETVR..LON.PE DI

ENVLLO SVBBIT.N

…NON MORIETVR

S(ancti) Cr[i]stofori faciem…mque tuetur, [Il]lo [nem]pe die nullo subbit[a] n[ece] non morietur.

„Wer auch immer das Antlitz des hl. Christophorus anschaut, der wird sicherlich an jenem Tage keinesfalls eines plötzlichen Todes sterben.“

Das Wandbild in Schlangen ist dem Turmportal gegenüber angebracht. Ohne Zweifel hat man diesen Platz gewählt, damit der Blick des Eintretenden sogleich auf das Bild des Heiligen fiel. Das spitzbogige Portal ist erst nachträglich in die Nordwand des romanischen Turmes eingebrochen worden. Man kann es seiner Form nach kaum vor der Mitte des 13. Jh. ansetzen. Für das Wandbild ist damit der frühestmögliche Zeitpunkt seiner Entstehung gegeben. Wahrscheinlich ist es bald nach dem Einbau des Portals geschaffen worden.

Die Ausführungen der Hauptkonservatorin beim Westfälischen Landesamt für Denkmalspflege (Münster) Dr. Hilde Claussen wurden dem 1978 von Heinz Wiemann herausgegebenen Buch „Die Kirche zu Schlangen“ entnommen. Prof. Dr. Hilde Claussen ist am 11. April 2009 verstorben.

(Publiziert am 6. August 2014)

Ab Sonntag, dem 3. Mai 2015, wird die Ausstellung „Christophorus in Westfalen“ in der ev.-ref. Kirche in Schlangen zu besichtigen sein. Als Kuratoren zuständig sind Rektor i.R. Heinz Wiemann und Diplom-Designer Ansgar Hoffmann. Den Anlass zur Präsentation der zu einem großen Teil fotografischen Aufnahmen im Großformat bot die Christophorus – Wandmalerei im Schlänger Kirchturm. Sie ist die älteste Darstellung des Heiligen in Westfalen. Der früheste mögliche Zeitpunkt ihrer Entstehung ist die Mitte des 13. Jahrhunderts. Die Schlänger Ausstellung im Mai bildet den Grundstock zu einer Wanderausstellung.

Förderer sind bisher die ev.-ref. Kirchengemeinde Schlangen, der Förderverein Ortsgeschichte Schlangen, die Westfalen Weser Energie GmbH & Co. KG Paderborn, die Volksbank Schlangen, der Schlänger Bote und Einzelpersonen. Je mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um so umfang- und detailreicher kann die Ausstellung ausgestattet werden. Weitere Sponsoren sind also herzlich willkommen (Tel.: 02362/65393).
Im Rahmen der Ausstellung finden besondere Veranstaltungen statt. So wird am Mittwoch, dem 6. Mai 2015, die namhafte Volkskundlerin Prof. Dr. Christine Aka nach Schlangen kommen und um 19 Uhr einen Vortrag in der Kirche halten. Das Thema lautet „Fürsprecher bei Gott – Heiligenverehrung in Westfalen“.

Am Beispiel des Schutzheiligen Christophorus den Kosmos der Heiligenverehrung erläutern

Am 6. Mai 2015 wird Prof. Dr. Christine Aka in Schlangen über Heiligenverehrung in Westfalen berichten und dabei besonders auf den Heiligen Christophorus eingehen.

Am 6. Mai 2015 wird Prof. Dr. Christine Aka in Schlangen über Heiligenverehrung in Westfalen berichten und dabei besonders auf den Heiligen Christophorus eingehen.

Nach katholischer Vorstellung müssen Heilige wegen ihrer besonderen Verdienste nach ihrem Tod keine Reinigungszeit im Fegefeuer erleiden wie die sündigen Menschen, sondern sind direkt „in der Anschauung“ Gottes. Deshalb können sie dort als Fürsprecher für die vielfältigen Belange der Menschen eintreten, Gott gnädig stimmen und ihn bitten, Wunder zu wirken. Für jeden Heiligen gibt es Verehrungsorte, Heiligenlegenden und Patronatstage. Die Legenden erzählen von dem besonderen Wirken der Fürsprecher und ihrer Hilfe in je speziellen Anliegen. Der Sterbetag eines Heiligen gilt als sein „Geburtstag für den Himmel“.
Im Alltag waren die Gebete zu den Heiligen für die katholischen Christen nicht selten wichtiger als die Kenntnis der Bibel. Als magisch und abergläubisch angesehen, war die katholische Heiligenverehrung nicht zuletzt deshalb eines der Kampfthemen der Reformation. Als Protestant verließ man sich auf seine eigene Beziehung zu Gott. Fürsprecher gab es keine. Jedes Bistum setzte dabei eigene Akzente, verehrte regionale Heilige und förderte eigene Wallfahrtsorte. Feste, Prozessionen, Altäre und Kirchen wurden den Heiligen gewidmet, Bilder und Figuren aufgestellt. Devotionalien wurden in Massen hergestellt und zu einem Mittel katholischer Glaubenspropaganda, der „propaganda fide“. Am Beispiel des Heiligen Christophorus, dem Schutzheiligen gegen Unfälle und einen plötzlichen Tod, wird die Referentin den Kosmos der Heiligenverehrung erläutern.

Frau Prof. Dr. Christine Aka ist Mitarbeiterin des Institutes für Film, Theater und empirische Kulturwissenschaften der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und wurde u.a. zum Mitglied der Westfälischen Kommission für Volkskunde berufen. Ihre Bücher tragen die Titel „Heilige Orte – Heilige Dinge“, „Unfallkreuze, Trauerorte am Straßenrand“, „Vom Leben mit dem Glauben“, „Jesuskind und Weihnachtsmann“ sowie „Tot und vergessen? – Sterbebilder als Zeugnis katholischen Totengedenkens“. Zahlreiche weitere Publikationen haben mit dazu beigetragen, die Forschung zu bereichern.

(Publiziert am 5. April 2015)

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